Weniger ist mehr - dieses Motto verfolgt offenbar die Zentralbank von Zypern. Mit nur zwei nationalen Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünzen und dazu der Teilnahme an den Zwei-Euro-Gemeinschaftsausgaben ist Zypern das Land mit den wenigsten Zwei-Euro-Prägungen. Dieser Negativrekord liegt auch an dem vergleichsweise späten Euro-Beitritt: Seit 2008 gehört Zypern zum Euro-Land.
Die Zurückhaltung in der Welt der Münzen ist erstaunlich, da Zypern mit rund 1,1 Millionen Einwohnern und einer Fläche von rund 9200 Quadratkilometern keinesfalls zu den Euro-Zwergstaaten zählt - das Land ist im Hinblick auf die Fläche etwas mehr als dreimal so gro0 wie Luxemburg. Für die Zyprioten war die Einführung des Euro im Jahr 2007 durchaus eine größere Umstellung - während ein Euro in den meisten Euro-Ländern ein Vielfaches in der Vor-Euro-Währung betrug, entsprach ein Euro nur rund 0,58 Zypern-Pfund. Die Folge: Die Preise, die auf den Schildern im Supermarkt abgedruckt wurden, verdoppelten sich nach der Einführung des Euro.
Nicht nur das Sammelgebiet der Zwei-Euro-Münzen ist in Zypern überschaubar, auch die Gedenkmünzen aus Silber und Gold sind rar gesät - Gold kommt nur zu ganz besonderen Anlässen und in extrem geringer Auflage zum Einsatz, in Silber spendiert Zypern der Sammlerwelt üblicherweise eine Gedenkmünze pro Jahr. Die Auflagezahlen, die stets im niedrigen vierstelligen Bereich rangieren, machen aber deutlich, dass Zypern in numismatischer Hinsicht ein Exot ist.
So müssen sich Euro-Sammler mit wenigen Motiven begnügen: Im Jahr 2017 würdigte Zypern die Gemeinde Paphos als Kulturhauptstadt Europas und im Jahr 2020 wurde der 30. Jahrestag des zyprischen Instituts für Neurologie und Genetik gefeiert. Beide Münzen wurden in durchaus experimentellen Designs veröffentlicht, sodass die Hoffnung bleibt, dass man von Zypern künftig mehr in der Welt der Euromünzen hört.
Dass Zypern numismatisch heutzutage so wenig zu melden hat, ist erstaunlich in Anbetracht der reichhaltigen (Münz)-Geschichte der Mittelmeerinsel, die seit 1974 politisch in einer hoch-brisanten Situation verharrt: Das Land ist geteilt, der nördliche Teil der Insel propagiert als Türkische Republik Nordzypern seine Eigenständigkeit. Während vor Christus noch die Griechen und Römer über Zypern herrschten, befand sich das Land später in der Hand der Kreuzritter und wurde von Genua und Venedig kontrolliert. Es folgte eine osmanische und danach eine britische Herrschaft, die besonders prächtige Münzen in Piaster-Währung hervorbrachte.
In numismatischer Hinsicht ist besonders die Epoche des dezimalisierten Pfund von 1955 bis 1982 von Interesse, denn damals gönnte die Royal Mint in London dem Inselstaat gleich mehrere prächtige Umlaufmünzen, auf denen Fische, ein Bulle, Pflanzen sowie ein Schiff zu sehen waren. In dieser Zeit erschienen auch zahlreiche Gedenkmünzen, meist mit einem Nennwert von 500 Mils, wobei 1000 Mils einem Pfund entsprachen. Zwischen 1983 und 2007 wurde das Zyprische Pfund in einer Neuauflage mit 100 Cent eingeführt und es gab eine Vielzahl an Gedenkprägungen, die teilweise sogar direkt in den Umlauf gebracht wurden - Zypern hat also in der Vergangenheit bereits bewiesen, was es alles in Bezug auf die Münzprägung erreichen kann.
Die Euromünzen aus Zypern weisen die Randschrift « 2 EYPΩ 2 EURO » in zweifacher Wiederholung auf.
