Am 15. Juni war es endlich wieder soweit: Die dritte Ausgabe der Serie „Wunderwelt Insekten“ wurde offiziell ausgegeben. Seit dem frühen Morgen waren die 5 Euro Münzen mit dem Schwalbenschwanz bei den Bundesbank-Filialen in ganz Deutschland erhältlich. Und der Andrang macht deutlich: Farbmünzen stehen bei deutschen Sammlern offenbar hoch im Kurs.
Die Euphorie um gefärbte Münzen in Deutschland ist jedoch keinesfalls selbstverständlich, denn lange Zeit waren offizielle Kolorationen tabu und viele Sammler konnten mit dem bunten Farbenmeer auf Münzen nichts anfangen. Doch die Stimmung hat sich gedreht. Dies wurde bereits in den Vorjahren deutlich, als sich Münzen mit Farbeffekten aus anderen EU-Ländern zu Bestsellern entwickelt hatten - man denke nur an die Tiertaler aus Österreich.
Eigentlich sind Farbmünzen nichts Neues. Bereits in den 1990er Jahren brachte ein Unternehmen aus der Schweiz eine der ersten farbigen Münzen auf den Markt. Die Technik, Münzen in Farbe zu prägen, hat auch in Asien eine lange Tradition. Ein Beispiel dafür ist der Panda, der mit farbigen Applikationen zu den begehrtesten Sammlerstücken der Welt gehört. Doch viele Prägestätten, darunter auch die fünf deutschen Münzfabriken, schreckten bisher vor der Produktion von Münzen mit Farbapplikationen zurück - denn es stellt sich als eine durchaus herausfordernde Aufgabe heraus, die feinen Farbtupfer präzise auf einer Münze anzubringen. In den vergangenen Jahren hat die Technik große Fortschritte gemacht: Anfangs wurde Farbe auf Münzen durch flache Folien aufgebracht, dann erfolgte der direkte Druck auf das Münzmetall. Allerdings bleibt die manuelle Veredelung nach wie vor die Königsdisziplin - sie verkörpert wahre Münzkunst.
Hierzulande mussten Sammler im Vergleich dazu relativ lange auf offizielle Münzen mit Farbapplikationen warten. Die deutsche Bundesregierung entschied sich schließlich dazu, im Jahr 2019 den 100. Jahrestag der Weimarer Reichsverfassung mit einer besonderen Silbermünze zu ehren. Diese Münze mit einem Nennwert von 20 Euro zeigte die Farben Schwarz, Rot und Gold in der Flagge. Diese Idee fand bei Sammlern großen Anklang, sodass seit dem Jahr 2020 regelmäßig 20-Euro-Münzen mit Farbeffekten erscheinen. Beispiele dafür sind die Uniform des Baron Münchhausen im Jahr 2020 und die Maus aus der WDR-Kinderserie im Jahr 2021. Zuletzt erhielt die Silbermünze zum 50. Geburtstag des Deutschen Kinderhilfswerks im Jahr 2022 einen Farbeffekt. Und in diesem Jahr wird die Gedenkmünze zum 100. Geburtstag von Loriot mit einer eingefärbten Rose erscheinen.
In Deutschland hat vor allem ein Münztyp den Weg für Farbe auf Münzen geebnet: Die sogenannten "Niob"-Münzen aus Österreich erfreuen sich bei Sammlern großer Beliebtheit. Obwohl sie streng genommen keine Farbmünzen sind, werden die Niob-Münzen einem aufwändigen metallurgischen Prozess unterzogen, bei dem Farbeffekte durch chemische Reaktionen entstehen. Es werden also weder Farbkästen noch Pinsel verwendet. Diese faszinierende Prägetechnik wird weltweit von Sammlern hochgeschätzt, und der Sammlerwert der Niob-Münzen ist sprunghaft angestiegen.
Lesen Sie hier mehr zu diesem spannenden Veredelungsverfahren: Niob-Münzen aus Österreich: Eine Innovation "Made in Germany" feiert Geburtstag!
Bei den beliebtesten Farbmünzen im internationalen Vergleich gibt es einige klare Trends: Tiermotive stehen bei Sammlern von Farbmünzen hoch im Kurs. Daneben zählen Münzen mit Leuchteffekt aus Österreich (zum Beispiel die Tiertaler) oder die klassischen Sammlermünzen (zum Beispiel die Erzengel) zu den Bestsellern. Auffällig sind zudem die Sammlerwert-Zuwächse von Motiven aus der Popkultur, beispielsweise die Simpsons-Münzen der Perth Mint. Äußerst wertstabil zeigen sich zu dem die Farbmünzen aus Kanada, denn das Land zählt zu den ersten Emittenten von Münzen mit Farbapplikationen.
Bei der fachmännischen Reinigung von Farbmünzen sollten Sammler vorsichtig und bedacht vorgehen. Grundsätzlich gilt bei der Reinigung von Münzen: Weniger ist mehr. Denn historische Münzen gewinnen durch die Spuren der Zeit an Interesse für Sammler. Es gibt jedoch Verschmutzungen, die entfernt werden sollten. Bei Farbmünzen ist besondere Vorsicht geboten, da die Farbe mit speziellen Prägeverfahren aufgetragen wurde. Jegliche Reinigungsmethoden, die Reibung verursachen, sind absolut tabu. Falls überhaupt eine Reinigung notwendig ist, sollte lauwarmes Wasser verwendet werden und am besten mit der Fingerkuppe auf die Münze aufgetragen werden.
Gelegentlich kommt es in der Münzensammlerszene zu Diskussionen, ob Münzen durch Farbapplikationen entwertet werden. Die streng genommene Antwort lautet: "Ja", da es sich um eine nachträgliche Bearbeitung eines Zahlungsmittels handelt, das nicht mehr zum Bezahlen verwendet werden kann. Allerdings stellt sich die Frage, ob Sammler bereit wären, ihre hochwertige Zwei-Euro-Münze mit Farbveredelung, die streng limitiert ist und einen hohen Sammlerwert hat, für den Kauf von zwei Colaflaschen an der Supermarktkasse einzusetzen. Die meisten Farbmünzen, die nachträglich veredelt wurden, sind hochwertig verarbeitete Künstlerausgaben, für die es eine starke Nachfrage gibt. Die Münze mag keinen Wert mehr als Zahlungsmittel haben, aber durch die Veredelung erhält sie einen Sammlerwert, der oft weit über dem Nennwert liegt.
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