Sehr geehrte Damen und Herren,
Finstere Nächte, düstere Wälder, das Säuseln des Windes in den Wipfeln der Bäume; Nebel in den Tälern, gurgelnde Wasserfluten der Bäche, das Knarren in den Astkronen der alten Eichen – all das wurde von den Bewohnern des Harzes begleitet von Gefühlen der Furcht wahrgenommen. Mehr noch: All dies war der Urquell eines tief verwurzelten Aberglaubens. Kirche und Fürst wussten sich diese Situation zu Nutze zu machen: Die Geburtsstunde des „Wilder Mann-Talers“. Furchterregende Versionen wurden geprägt: So erfand man Geschichten, die im Zuge des Weitergebens immer gruseliger wurden. Von Furcht und Aberglaube gebannt, schlossen sich die Menschen des Nachts ein, Kinder krochen unter ihre Bettdecken.
Geschichten wie diese beflügelten den Aberglauben: Anfang des 16. Jahrhunderts drangen Bergleute tief in die dunklen Wälder des Harzes vor und entdeckten eine seltsame behaarte Gestalt: Es war ein „Wilder Mann“, der in der Hand eine mit den Wurzeln aus der Erde gerissene Tanne hielt. Nach einigen Versuchen, den furchterregenden Riesen zu fangen, beschossen sie ihn mit Pfeilen. Schwer verwundet brach er zusammen und blieb fortan stumm. Auf dem Weg zum Herzog, der nun über sein Schicksal entscheiden sollte, starb er schließlich an seinen Verletzungen. Dort, wo die Bergleute den „Wilden Mann“ der Legende nach gefangen nahmen, wurde damals eine große Erzader entdeckt. Die sagenumwobene Figur wurde so zum Symbol des Harzes, nach der man später Gruben, Stollen und sogar eine Stadt benannte: Die heutige Ortschaft Wildemann in der Nähe von Goslar ging aus der gleichnamigen Bergbau-Siedlung hervor, die 1524 an jenem Ort gegründet worden war.
Auf Silbermünzen wurde die Sagengestalt erstmals 1539 von Herzog Heinrich dem Jüngeren zu Braunschweig-Lüneburg, einem Förderer des Harzer Bergbaus, verewigt. Er begründete damit eine zwei Jahrhunderte langwährende Münz-Tradition.
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Philipp Becker
- Geschäftsführer -
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