Sie haben es doch nur gut gemeint – dieser Spruch trifft auf viele Münzsammler zu, die ihre Schätze reinigen. Sie wollten nur das Beste für ihre Münzen und die zeitgeschichtlich bedeutsamen Zahlungsmittel im besten Licht präsentieren, alten Glanz hervorbringen und unansehnliche Verunreinigungen beseitigen. Doch in vielen Fällen haben sie dabei auch den Sammlerwert beeinträchtigt – oder sogar komplett beseitigt.
Auch wenn es naheliegt, dass die Reinigung von Münzen zur Pflicht und Pflege eines jeden Sammlers dazugehört, gehört dieses Thema zu den großen Tabus der Numismatik. Und Experten warnen: Die Reinigung von Münzen sollte nur in absoluten Ausnahmefällen erfolgen. Und wenn der Frühjahrsputz bei Münzen nicht zu vermeiden ist, sollte er mit allergrößter Sorgfalt umgesetzt werden.
Grundsätzlich gilt: Auch wenn Münzen aus robusten Metallen geprägt sind, so sind sie trotzdem sehr empfindlich. Eine nachträgliche Bearbeitung ist fast immer sichtbar und radiert den natürlichen Zustand einer Münze für immer aus. Im schlimmsten Fall geht beispielsweise eine Patina, die über die Jahre entstanden ist, verloren. Mit dem Einsatz von allerlei Mittelchen kann eine optisch ansprechende Tönung beeinträchtigt werden. Die Folge: Die Münze hat nur noch einen Bruchteil ihres Wertes oder ist im schlimmsten Fall nicht mehr sammelwürdig.
Besonders deutlich werden die unerfreulichen Nebenwirkungen einer unsachgemäßen Reinigung beim sogenannten Grading, also der Einstufung der Erhaltung einer Münze durch kommerzielle Drittunternehmen aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Die großen Grading-Dienstleister wie beispielsweise NGC oder PCGS strafen gereinigte Münzen gnadenlos ab. Sie erhalten zwar eine grobe Einstufung, jedoch mit dem Zusatz „Details“. Damit wird dokumentiert, dass die Münze einen Makel hat. Und in Verbindung mit der Zustandsbezeichnung „Cleaned“ wird das Details-Grading zur Niete für Sammler.
Beim Streben nach Perfektion und der bestmöglichen Erhaltung vergessen Sammler allerdings, dass ein Details-Grading und eine nachträglich veränderte Münze trotzdem einen Sammlerwert haben können. Dies trifft beispielsweise auf Münzen zu, die ohnehin besonders selten sind. Außerdem war es in vergangenen Epochen und Sammelgebieten durchaus üblich, vereinzelte Münztypen im großen Stil zu reinigen. Und zu guter Letzt gibt es eine große Bandbreite an Reinigungsmethoden, mit ebenso geringen bis schwerwiegenden Folgen.
Wer wirklich das Beste für seine Münzsammlung will, sollte also im Alltag einen großen Bogen um Hausmittel machen. Wenn überhaupt, können spezialisierte Reinigungsprodukte renommierter Händler zum Einsatz kommen. Doch auch hier gilt: Es geht nichts über eine natürliche Optik auf einer Münze. Sei es eine faszinierende Regenbogen-Patina, eine kräftige Tönung in Schokoladenbraun oder ein Staubschleier – die Zeichen der Zeit wirken sich auf den Sammlerwert einer Münze normalerweise positiv aus.
Als goldene Regel sollten alle Münzsammler insbesondere beherzigen, dass die mechanische Behandlung von Münzen unbedingt zu vermeiden ist. Wer schon einmal eine Münze in der besten Prägequalität „Polierte Platte“ nachträglich poliert hat, weiß, dass danach die makellosen Flächen der Münze mit Haarlinien und Kratzern überzogen sind. Das gleiche gilt für eine tadellos erhaltene Stempelglanzmünze, die mit einem Putztuch zwar auf Hochglanz poliert wird, von leidenschaftlichen Sammlern jedoch abschätzig mit dem Prädikat „Katzen-Glanz“ abgewertet wird.
Kennen Sie sich mit der sachgemäßen Reinigung von Münzen aus? Gab es durch die Reinigung schon einmal unerfreuliche Nebenwirkungen? Berichten Sie uns sehr gerne von Ihren Erfahrungen in den Kommentaren!
