Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat die Finanzmärkte nachhaltig durcheinandergewirbelt. Die Unsicherheit ist groß und die Investoren steuern verstärkt die sicheren Geldanlage-Häfen an - also vor allem Gold. Doch ein Blick auf die Kursentwicklung zeigt: Die Weißmetalle erzielen eine Wertentwicklung, die Gold locker in den Schatten stellt.
Wer in der Vergangenheit auf Platin gesetzt hat, erlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Einst war Platin sogar wertvoller als Gold und galt als die heimliche Nummer Eins der Edelmetalle. Dann folgte eine mehrjährige Schwächephase, die Platin bei einem Tief von rund 613 US-Dollar abschloss. Seitdem läuft eine Erholung, doch Platin steht immer noch im Schatten von Palladium.
Der Platinpreis erholt sich langsam
Der Platinpreis hat sich in den vergangenen Jahren in einer Spanne zwischen 900 und 1200 US-Dollar bewegt und infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine eine dynamische Ausbruchsbewegung vollzogen. Allerdings haben auch die anderen Edelmetalle nicht geschlafen, Silber und Palladium haben sich ähnlich stark entwickelt.
Nun könnte allerdings die Stunde von Platin schlagen. Denn ein Palladiumpreis jenseits der Marke von 3.000 US-Dollar wird dazu führen, dass sich viele Industriezweige neu orientieren müssen - und von Palladium auf Platin umschwenken. Eine entsprechende Entwicklung war zuletzt zu beobachten, als Palladium mehr als 3.000 US-Dollar pro Feinunze kostete.
Platin ist in der Welt des Edelmetall-Investments weiterhin ein Exot. Zwar haben in den letzten Jahren viele Prägestätten ihr Sortiment um eine Anlagemünze aus Platin erweitert, doch von einem Mainstream-Investment ist Platin noch weit entfernt. Münzen wie der Wiener Philharmoniker aus Österreich oder die Lunar-Münzen aus Australien werden lediglich in äußerst geringer Auflage in Platin hergestellt.
Platin schafft es, in kürzester Zeit den Mehrwert-Aufschlag auszugleichen
Viele Anleger machen hierzulande um Platin einen großen Bogen, weil das Weißmetall mit der vollen Mehrwertsteuer von 19 Prozent belegt wird. Nach dem Kauf von Münzen und Barren aus Palladium müsste das Metall also rechnerisch um 19 Prozent an Wert zulegen, um überhaupt einen tatsächlichen Gewinn zu erzielen. Diese Geduld bringen manche Anleger nicht auf - dabei hat Platin in den letzten Jahren gleich mehrfach bewiesen, dass es in kürzester Zeit den Mehrwertsteuer-Aufschlag ausgleichen kann.
Generell ist beim Investment in Platin ein langer Atem und eine gesteigerte Risikoneigung erforderlich. Denn die Schwankungsbreite des weißen Metalls fällt im Vergleich zu Gold stärker aus, es gibt also größere Ausschläge nach oben sowie nach unten. Und weil Platin als Werkstoff in hohem Maße in der Industrie gefragt ist, hat die wirtschaftliche Entwicklung massive Auswirkungen auf den Platinpreis – positiv wie negativ. Unerwartete Ereignisse wieder der Dieselskandal können den Platinpreis drücken, während ein Wirtschaftsboom – oder nun bedauerlicherweise eine kriegerische Auseinandersetzung – den Platinpreis in ungeahnte Höhen katapultieren kann.
Grundsätzlich sollten Anleger die Weißmetalle jedoch nicht ignorieren. In einem konservativen Portfolio sollte der Schwerpunkt zwar auf Gold liegen, eine Gewichtung von 80 Prozent auf Gold und 20 Prozent auf Weißmetalle ist aber sinnvoll. Dabei sollte ein Großteil des Weißmetall-Investments in Silber angelegt werden, ein kleiner Teil in Platin und Palladium – so wird das Risiko von extremen Ausschlägen minimiert.