Der Abschied von der Deutschen Mark liegt nun schon mehr als zwei Jahrzehnte zurück – doch die frühere Währung der Bundesrepublik ist bis heute lebendig und den Deutschen fällt dieser Abschied offenbar schwer. Zwar werden täglich weitere Münzen aus Sparschweinen, Münzsammlungen oder Dachbodenfunden bei den Zweigstellen der Bundesbank abgegeben, doch bis die letzte D-Mark verschrottet wird, ist es noch ein langer Weg:
Die Bundesbank hat Anfang des Jahres 2025 bekannt gegeben, dass bis heute noch fast 163 Millionen D-Mark-Scheine und mehr als 23 Milliarden D-Mark-Münzen nicht umgetauscht wurden. Zum Vergleich: Bis zur Abschaffung der Deutschen Mark wurden insgesamt 48,5 Milliarden Münzen geprägt. Nach 23 Jahren wurde also etwa die Hälfte des deutschen Münzgeldes umgetauscht und vernichtet.
Während sich die Deutschen ab dem Jahr 2002 mit den neuen Münzen in Euro-Währung anfreundeten, begann hinter den Kulissen die Verwertung der Münzen aus der Zeit der Deutschen Mark. Und weil Deutschland seit jeher eines der Länder mit dem höchsten Anteil an Münzen pro Einwohner war, gestaltete sich die Verwertung der Münzen als besondere Herausforderung.
Der erste Schritt findet in den Hauptverwaltungen der Deutschen Bundesbank statt. Dort können Privat- und Geschäftskunden bis heute gesammelte Geldstücke abgeben. Sie werden dort auf Fremd- und Falschmünzen geprüft und danach in versiegelten Plastiksäcken gesammelt. Danach folgt das Recycling beziehungsweise die Verschrottung. Die Stahlmünzen der Nominale 1 bis 10 Pfennig haben einen Anteil von Kupfer oder Messing – sie werden zu Metallabfällen verarbeitet und weiterverwertet. Die Kupfer-Nickel-Legierungen werden laut einem Bericht der Zeitschrift „Prägefrisch“ aus dem Jahr 2002 an der Londoner Metallbörse zum Verkauf angeboten und beispielsweise als Rohlinge für den malaysischen Ringgit oder den japanischen Yen verwendet.
Die silberfarbenen Münzen, also das Kleingeld zu 50 Pfennig sowie die Münzen zu 1, 2 und 5 DM, werden dagegen verschrottet. Würden alle Münzen, die jemals ausgegeben wurden, auch wieder bei der Bundesbank abgegeben werden, hätte der Gesamtumfang der Verschrottung ein Gewicht von 35.000 Tonnen. Die Verschrottung erfolgt mit einer speziellen Maschine, mit denen die Münzen durch Walzen deformiert werden.
Für Münzensammler ergibt sich durch die historische – und bis heute andauernde – Umtauschaktion von Deutscher Mark in Euro – eine interessante Situation: Die Auflagezahlen, die in Münzkatalogen genannt werden, sind nur noch bedingt aussagekräftig, denn es wird nirgendwo nachgehalten, welche Jahrgänge oder Prägezeichen die vernichteten Münzen haben. Niemand weiß, ob die Massenware von damals allmählich zur Mangelware wird – und ob von den Umlaufmünzen, die bereits vor der Euro-Einführung als Raritäten galten, auch ein Teil vernichtet wurde.
Ursprünglich gab es rund 2,3 Milliarden 50-Pfennig-Stücke, ebenfalls rund 2,3 Milliarden 1-Mark-Stücke, circa 1,2 Milliarden 2-Mark-Stücke und 897 Millionen 5-Mark-Stücke. Die überwältigende Mehrzahl der Münzen in der D-Mark-Ära waren 1-Pfennig-, 2-Pfennig-, 5-Pfennig- und 10-Pfennig-Stücke, ihre Gesamtmenge wird auf rund 40 Milliarden Münzen beziffert.
Im vergangenen Jahr 2024 ist das Gesamtvolumen der zurückgegebenen Münzen und Scheine aus der Zeit der Deutschen Mark weiter zurückgegangen – nach 58 Millionen Mark im Jahr 2023 waren es 2024 „nur“ noch rund 53 Millionen Mark. Die Bundesbank verzeichnete genau 98.165 Umtauschvorgänge mit einem Durchschnittswert von 542 D-Mark – denn es werden besonders häufig 100-DM-Scheine (121.000 Stück) abgegeben. Bei den Münzen ist die 1-Pfennig-Münze (12.600 Stück) der Spitzenreiter.
In Anbetracht der Gesamtsumme von 163 Millionen D-Mark-Scheinen und mehr als 23 Milliarden D-Mark-Münzen, die bis heute noch nicht zurückgegeben sind, erscheint der Vorjahresumsatz von 53 Millionen Mark geradezu mickrig – denn weiterhin „fehlen“ 12,2 Milliarden D-Mark. Und ein Teil dieses Geldes wird laut der Deutschen Bundesbank wohl nicht mehr auftauchen. „Bei der D-Mark handelte es sich um eine international geläufige Währung, die auch außerhalb von Deutschland genutzt wurde. Es dürften sich daher noch immer große Mengen D-Mark-Bargeld im Ausland befinden“, so Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz.
Zu den „Opfern“ der Abschaffung der Deutschen Mark gehören auch die Gedenkmünzen, die bis zum Jahr 2001 geprägt wurden. Es ist anzunehmen, dass besonders viele der 5 DM und 10 DM Gedenkmünzen umgetauscht wurden, weil diese naturgemäß häufig in Erbschaften gefunden werden und im Vergleich zu den Pfennig-Münzen einen vergleichsweise hohen Nominalwert haben. Somit wird es künftig auch immer schwieriger, makellose Exemplare auf dem Markt zu finden – es ist also gar nicht so unwahrscheinlich, dass die Münzen aus der Zeit der Deutschen Mark auch im Hinblick auf ihre Wertentwicklung eine Renaissance erleben.
Besitzen Sie noch D-Mark-Münzen oder -Scheine – und wenn ja, haben Sie vor, sie zu behalten oder umzutauschen? Welche Erinnerungen verbinden Sie persönlich mit der D-Mark? Berichten Sie uns gerne in den Kommentaren davon!