Von 1981 bis 2006 blickte die Weltöffentlichkeit einmal pro Jahr nach Imola, wo der Große Preis von San Marino stattfand. Seitdem lebten nicht wenige Menschen in der Annahme, einen Eindruck von der malerischen Landschaft des gebirgigen Kleinstaates zu haben. Dumm nur, dass die Rennstrecke etwa 100 Kilometer nordwestlich der Città di San Marino außerhalb der Landesgrenzen liegt, nämlich zwischen Bologna und Ravenna in Italien. Die Formel 1 hat sich den Landesnamen von San Marino also lediglich ausgeliehen, weil der Name „Großer Preis von Italien“ bereits durch das traditionelle Rennen in Monza belegt war.
San Marino muss sich auf der europäischen Landkarte jedoch keinesfalls verstecken. Das Land wurde im Jahr 301 n. Chr. gegründet und gilt als die älteste Republik Europas. Der Kleinstaat hat eine Fläche von nur 62 Quadratkilometern und zählt zu den reichsten Ländern der Welt. Auch in der Welt der Numismatik ist San Marino ein alter Bekannter mit langer Tradition: Bereits 1862 schloss das Land mit dem damals neu gegründeten Italienischen Königreich einen Vertrag für eine Währungsunion ab. Bereits zwei Jahre später kamen die ersten Münzen in san-marinesischen centesimi in den Umlauf und Lira mit dem prächtigen Staatswappen von San Marino wurden erstmals 1898 geprägt - seitdem wissen die meisten Münzensammler sofort, aus welchem Land eine Prägung kommt, wenn sie auf der Bildseite drei Berge und drei Türme, geschmückt mit drei Straußenfedern sehen.
Die drei Kastelle San Marino, also La Guaita, La Cesta und La Montale, wurden ebenso wie die drei Gipfel des Monte Titano auch auf den ersten Euromünzen abgebildet, die 2002 zur Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung veröffentlicht wurden. Bereits 1998 hatte San Marino ein Gesetz zur Einführung des Euro beschlossen und im November 2000 mit Italien als Vertreter der EU im Rahmen der bestehenden Währungsunion einen neuen Vertrag geschlossen. Dieser sah vor, dass das Prägekontingent von San Marino von der Menge abgezogen wird, die Italien zur Verfügung hat. Parallel hat sich die Republik San Marino das Recht vorbehalten, auf Scudi lautende Goldmünzen für Sammler auszugeben.
Die Euromünzen aus San Marino zählen zu den schönsten Prägungen, die seit der Einführung des Euro gestaltet wurden. Und daran haben zwei Deutsche entscheidenden Anteil: Die erste Prägeserie, die zwischen 2002 und 2016 zum Einsatz kam, wurde von dem Hamburger Bildhauer František Chochola geschaffen, der auch zahlreiche Silbergedenkmünzen in DM und Euro gestaltet hat. Er verewigte die Geschichte und die Baudenkmäler San Marinos auf den Münzen. Seit 2017 ist eine zweite Prägeserie im Umlauf, die (mit Ausnahme der Ein-Cent-Münze) aus der Feder von Arno und Vera Ludwig aus Gemünden in Bayern. Obwohl die Verantwortlichen in San Marino ausdrücklich nach Künstlern suchten, die „jung und kreativ“ seien, reichte der damals 54-Jährige seine Entwürfe ein - und überzeugte die Jury für sich.
Bereits im Jahr 2004 nutzte San Marino die Gelegenheit, bedeutende Persönlichkeiten aus dem Mittelmeerraum auf Zwei-Euro-Münzen zu würdigen - bedeutende Söhne und Töchter fehlen bislang weitgehend, stattdessen werden bevorzugt italienische Künstler und Gelehrte abgebildet, von denen nur manche eine biographische Verbindung zu San Marino haben. Für die Gestaltung der Zwei-Euro-Gedenkmünzen leistet sich San Marino allerdings die besten Graveure der Welt und liefert eine Detailverliebtheit, die man auf den Münzen vieler anderer Euro-Staaten vergeblich sucht.
Erfreulich für Sammler ist, dass die Auflagenzahlen der Zwei-Euro-Münzen aus San Marino seit Jahren rückläufig sind - während von der ersten Gedenkprägung zu Ehren von Bartolomeo Borghesi im Jahr 2004 noch 110.000 Stück geprägt wurden, lag die Auflage bei der Münze zum 550. Todestag von Donatello im Jahr 2016 erstmals im fünfstelligen Bereich und hat sich in den 2020er Jahren um die Marke von 50.000 Stück gefestigt. Die Folge: Zuletzt haben die Preise für die jüngeren Ausgaben aus San Marino stark angezogen. Die Ausgaben zwischen 2009 und 2015 sind dagegen wegen der sechsstelligen Auflage zu erschwinglichen Preisen zu haben und ermöglichen Sammlern auch mit schmalem Geldbeutel einen leichten Einstieg in das faszinierende Sammelgebiet der Euro-Kleinstaaten.
Zu den Geheimtipp zählt die Zwei-Euro-Gedenkmünze aus dem Jahr 2012 - es handelt sich dabei um die bislang einzige Ausgabe eines Euro-Zwergstaates im Rahmen einer Zwei-Euro-Gemeinschaftsausgabe. Besonders begehrt ist auch die Zwei-Euro-Münze aus San Marino zum Thema „25 Jahre Deutsche Einheit“. Die Gedenkmünze aus San Marino zum Mauerfall aus dem Jahr 2015 kommt aus der Feder des deutschen Graveurs Erik Spiekermann.
Für ihr Geld bekommen Euro-Fans in San Marino nicht nur Weltklassequalität im Hinblick auf die Gestaltung der Zwei-Euro-Münzen, auch die Verpackung lässt Sammlerherzen höher schlagen: Die Zwei-Euro-Gedenkmünzen werden standardmäßig in einem prächtig gestalteten Hartplastik-Blister ausgeliefert, der in einer Schutzhülle verpackt ist. Darin finden sich zusätzliche Informationen zum Ausgabeanlass. Zweimal pro Jahr erfreut San Marino die Euro-Münzensammler, von denen viele in Deutschland leben und über ein Abonnement beim „Ufficio Filatelico Numismatico“ verfügen.
