An einem warmen, aber wolkigen Tag Ende Juli 2001 zogen sich lange Schlangen vor den Bankfilialen durch ganz Deutschland. Trotz der Wolken, die den Himmel bedeckten, lag eine angenehme Wärme von etwa 22 Grad in der Luft, die das Warten vor den Türen erträglich machte. Die Menschen standen dicht aneinandergereiht, in sommerlicher Kleidung, die Leichtigkeit und Farbenfreude ausstrahlte, und warteten geduldig auf ihren Moment. In ihren Händen hielten sie Zeitungen, Bücher oder fächerten sich mit kleinen Handfächern Luft zu, während sie gelegentlich zum Himmel blickten, dankbar für die wolkige Abdeckung, die sie vor der Intensität direkter Sonnenstrahlen schützte.
Sie alle waren gekommen, um ein Stück Geschichte zu ergattern, ein Andenken an eine Ära, die zu Ende ging: die goldene Abschiedsmark. Diese besondere Münze wurde herausgegeben, um der Deutschen Mark, die über Jahrzehnte das Wirtschaftsleben in Deutschland geprägt hatte, ein würdevolles Lebewohl zu sagen. Mit der Einführung des Euro als Bargeld zum neuen Jahr würde die Deutsche Mark, dieses Symbol deutscher Wirtschaftsstärke und Stabilität, in die Annalen der Geschichte eingehen.
Die goldene Abschiedsmark war mehr als nur Geld. Sie war ein Erinnerungsstück, ein physisches Zeugnis einer vergangenen Zeit. Millionen Menschen in Deutschland wollten sich diese Erinnerung sichern, wollten ein Stück der Geschichte besitzen, das sie selbst miterlebt hatten. Deshalb standen sie hier, trotz der Kälte, trotz der langen Wartezeiten.
In den Gesichtern der Menschen spiegelten sich Wehmut und Stolz. Wehmut über das Ende einer Ära, Stolz auf das, was Deutschland in diesen Jahrzehnten erreicht hatte. Eltern erklärten ihren Kindern die Bedeutung des Tages, ältere Menschen tauschten Anekdoten aus der Zeit aus, als die Deutsche Mark noch neu war. Und während sie so warteten, wurden sie Teil eines kollektiven Abschieds.
Um den Übergang von der D-Mark zum Euro nach mehr als fünf Jahrzehnten angemessen zu feiern und zu erleichtern, wurde im Jahr 2001 eine besondere numismatische Maßnahme beschlossen: die Prägung der so genannten „Goldmark“. Ähnlich wie bei späteren gemeinsamen Euro-Ausgaben waren einige rechtliche Anpassungen notwendig. Nach der Gründung der Stiftung „Geld und Währung“ wurde das „Gesetz über die Prägung einer 1-DM-Goldmünze“ verabschiedet, das den Weg für diese besondere Münze aus reinem Gold (999,9/1000 Feingehalt) ebnete. Sie wurde in einer limitierten Auflage von nur 200.000 Stücken in allen fünf deutschen Münzprägestätten geprägt.
Von Anfang an war klar, dass dies eine einmalige Angelegenheit sein würde. Trotz des hohen Ausgabepreises von 250 DM hatte niemand mit dem schnellen Ausverkauf der Goldmark gerechnet. Doch die Münze wurde schneller verkauft, als viele dachten – lange Schlangen bildeten sich vor den Banken und Sparkassen, denn jeder wollte ein Andenken an das goldene Zeitalter der Deutschen Mark. Und die Goldmark zählt heute mit ihrem Handelswert im mittleren bis hohen dreistelligen Bereich zu den bemerkenswertesten Beispielen für Wertsteigerung in der deutschen Münzgeschichte. Optisch ist die Goldmark fast identisch mit ihrem Umlaufpendant, mit einem Unterschied: Aufgrund rechtlicher Vorgaben trägt sie die Inschrift „Deutsche Bundesbank“ statt „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Einführung der letzten DM-Münze, der „Goldmark“, war in erster Linie ein symbolischer Akt, der das Ende einer Ära und den Übergang zu etwas Neuem markierte. Diese Münze, geprägt in reinem Gold, ist nicht nur finanziell wertvoll, sondern auch ein wichtiges historisches Dokument, das den Übergang Deutschlands in die Eurozone festhält.