Bulgarien steht vor einem historischen Währungswechsel. Am 1. Januar 2026 soll das Land den Euro als offizielles Zahlungsmittel einführen. Die Entscheidung fiel nach einem positiven Konvergenzbericht der EU-Kommission und der Europäischen Zentralbank am 4. Juni 2025. Für Münzsammler ist dieser Schritt ein doppelter Meilenstein: Er beendet die Ära des Lew – und lenkt den Blick auf mehr als 140 Jahre bulgarischer Münzgeschichte, die auch im Münzkurier von Emporium mit einigen bulgarischen Prägungen vertreten ist.
Die Geschichte des bulgarischen Lew begann 1881. Kurz nach der Wiedererlangung staatlicher Souveränität führte Bulgarien mit dem Lew (bulg. лев, „Löwe“) eine eigene Währung ein. Der Name symbolisiert nationale Stärke und verweist auf das Staatswappen mit dem Löwen. Der Lew war zu Beginn an den Goldfranken der Lateinischen Münzunion gekoppelt und wurde in 100 Stotinki unterteilt – eine Struktur, die bis heute besteht.
Die ersten Münzen spiegelten europäische Vorbilder wider. Bereits in den 1880er Jahren wurden Bronze- und Silbermünzen zu 1, 2, 5, 10, 20 und 50 Stotinki sowie zu 1, 2 und 5 Lewa geprägt. Auf den Vorderseiten erschienen Porträts der bulgarischen Monarchen wie Fürst Alexander I. und Zar Ferdinand I., auf den Rückseiten zumeist der Wert im Lorbeerkranz oder das Staatswappen. Die Silbermünzen waren nach internationalem Standard in 835er Feinheit geprägt.
Im Jahr 1894 gab Bulgarien zudem erstmals Goldmünzen zu 10 und 20 Lewa sowie große Goldmünzen zu 100 Lewa aus – aus 900er Gold, mit fein gravierten Porträts von Ferdinand I. Diese Stücke zählen heute zu den gesuchtesten Münzen der Region – ganz besonders die 100-Lewa-Goldmünze aus dem Jahr 1912. Die Gold- und Silbermünzen verdeutlichen den wirtschaftlichen Aufbruch und die Ambitionen des noch jungen Königreichs auf Augenhöhe mit anderen europäischen Staaten.
Die Münzprägung reagierte auf die politischen Umbrüche. Während der Balkankriege und des Ersten Weltkriegs kam es zu Materialverknappung. Zwischen 1916 und 1920 wurden viele Münzen aus Zink statt Kupfernickel geprägt, spätere Ausgaben verwendeten auch Eisen oder Aluminiumbronze. Silber verschwand weitgehend aus dem Umlauf. Trotz aller Krisen blieb die Gestaltung konservativ – der Löwe als nationales Symbol blieb allgegenwärtig.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs endete auch der erste Lew. Die sozialistische Regierung führte 1952 eine Währungsreform durch, bei der 100 alte Lewa einem neuen Lew entsprachen. Damit endete nach über 70 Jahren die Ära des ursprünglichen Lew – und mit ihr die Zeit der klassischen bulgarischen Münzen mit königlichem Porträt. Es folgten Motive, die stärker politisch geprägt waren.
Mit der Einführung des Euro schließt sich ein Kreis. Ab 2026 wird der Lew nach mehr als 140 Jahren aus dem Zahlungsverkehr verschwinden. Die Nationalbank plant, alle bisherigen Münzen und Scheine aus dem Verkehr zu ziehen – ein Umtausch wird allerdings übergangsweise möglich bleiben. Die Euromünzen werden wie gewohnt in allen acht Nominalen eingeführt, inklusive Starterkits für die Bevölkerung.
Die Designs der neuen Euromünzen bleiben landestypisch. Auf den bulgarischen Cent-Münzen wird der Reiter von Madara erscheinen – ein UNESCO-Weltkulturerbe. Die 1-Euro-Münze zeigt den heiligen Iwan Rilski, die 2-Euro-Münze den Nationalautor Paisij Hilendarski – er war bereits auf früheren Gedenkmünzen aus Bulgarien zu sehen. Damit knüpfen die Motive bewusst an die bisherigen 1- und 2-Lewa-Münzen an. Diese optische Kontinuität dürfte die Umstellung für die Bevölkerung erleichtern.
Für Sammler bringt die Einführung des Euro neue Impulse. Jedes neue Euro-Land erhöht die Zahl der offiziellen Münzserien und schafft Nachfrage nach Erstausgaben. Auch die bulgarischen Starterkits dürften in Sammlerkreisen auf Interesse stoßen – analog zu Kroatien, wo ein Satz mit Münzen im Nennwert von 13,28 Euro heute bereits um die 40 Euro gehandelt wird.
Was bedeutet die Euro-Einführung in Bulgarien für Sie als Sammler? Und was halten Sie allgemein von den Starterkits neuer Euroländer? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns!