Kroatien war bis vor ein paar Jahren für die meisten Deutschen wohl in erster Linie eine beliebte Urlaubsdestination – als Sammelgebiet war Kroatien in der Numismatik dagegen weitestgehend unsichtbar. Doch inzwischen gehört Kroatien zu den Shooting-Stars des Münzensammelns – gerade erst wurde beispielsweise der aktuelle Kursmünzensatz in „Polierte Platte“ im Direktverkauf bei der Prägestätte in wenigen Stunden restlos ausverkauft und einzelne Exemplare werden bereits jetzt zum drei- bis vierfachen Ausgabepreis gehandelt. Eine solche Wertentwicklung legt inzwischen nicht einmal mehr Monaco hin – es stellt sich also die Frage: Was ist das Erfolgsgeheimnis der Kroaten?
Das jüngste Euro-Land setzt konsequent auf seine kulturelle Identität und eine damit zusammenhängende Symbolik. Kroatien nutzt seine Euromünzen, um nationale Symbole zu präsentieren, die viele Sammler kennen – und die Kroaten überraschen daneben immer wieder mit Themen, die noch unbekannt, aber leicht verständlich sind. Bei Numismatikern sehr positiv aufgefasst wurde beispielsweise die Entscheidung, auf der 1-Euro-Münze einen Marder zu zeigen – das Tier erinnert an die frühere Währung „Kuna“, deren Name vom kroatischen Wort für Marder stammt. Auf den 10-, 20- und 50-Cent-Münzen ist ein Porträt des legendären Erfinders Nikola Tesla zu sehen, der nicht nur den Nationalstolz anspricht, sondern die Faszination für Innovationen in der Technik als weltumspannendes Thema.
Gedenkmünzen: Schätze aus der kroatischen Kultur
Auch bei den Gedenkmünzen hat Kroatien ein glückliches Händchen bei der Auswahl von überraschenden Aspekten der kroatischen Kultur – so werden beispielsweise derzeit die „Halubje Bell Ringers“ gewürdigt. Die „Halubajski zvončari“ sind eine traditionelle kroatische Masken- und Lärmgruppe aus dem Küstenort Viškovo. Ihre Wurzeln reichen bis in vorchristliche Zeiten zurück, als man durch lautstarkes Glockenläuten, Tiermasken und archaische Tänze böse Geister vertreiben und den Winter austreiben wollte. Besonders zur Fastnachtszeit ziehen die Bell Ringers lärmend durch die Dörfer, mit schweren Glocken um die Hüften und kunstvoll geschnitzten Tiermasken auf dem Kopf. Ihr Brauch gehört seit 2009 zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO und symbolisiert die tief verwurzelte Verbindung zwischen Volksglauben, kultureller Identität und Gemeinschaftsritualen in Kroatien.
Wichtig ist der kroatischen Nationalbank auch die Würdigung von bedeutenden Kulturschaffenden – beispielsweise Ivana Brlić-Mažuranić (1874–1938), die derzeit auf mehreren Gedenkmünzen aus Kroatien zu sehen ist. Sie gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Kroatiens und wird oft als die „kroatische Andersen“ (in Anlehnung an den dänischen Märchenerzähler Hans Christian Andersen) bezeichnet. Sie entstammte einer bekannten Intellektuellenfamilie – ihr Großvater war der kroatische Ban (Provinzverwalter) und Dichter Ivan Mažuranić – und schrieb zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, die stark von slawischer Mythologie und Volksmärchen geprägt sind. Ihr bekanntestes Werk, Priče iz davnine (Geschichten aus der Vorzeit), wurde in viele Sprachen übersetzt und zählt heute zur klassischen Kinderliteratur des Landes. Ihre Werke zeichnen sich durch eine hohe sprachliche Qualität und eine tiefe Verwurzelung in der kroatischen Kulturgeschichte aus. Mehrfach wurde sie für den Literaturnobelpreis nominiert.
Innovative Gestaltung und technische Raffinesse
Vor allem bei jungen Sammlern punktet Kroatien durch innovatives Design und technische Raffinesse – und hat durch diese Münzgestaltungen wiederholt Aufmerksamkeit erregt: So wurde beispielsweise die „Kroatische Krawatte“ im Jahr 2023 zu einem Welterfolg. Das Konzept: Ein Set bestehend aus einer Silber- und einer Goldmünze, die zusammen eine Krawatte darstellen. Die Goldmünze in Form einer Krawatte passt exakt in eine Aussparung der Silbermünze. Bereits ein Jahr vorher, als der Euro noch nicht eingeführt war, machte Kroatien numismatische Schlagzeilen – mit der „Hum“-Münze. Mit einem Durchmesser von nur 1,99 mm und einem Gewicht von 0,05 g wurde diese 1-Kuna-Münze als kleinste Münze der Welt ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen. Solche Innovationen demonstrieren die technische Kompetenz der kroatischen Münzstätte und setzen neue Maßstäbe in der Numismatik.
Auflagenpolitik: Weniger ist mehr
Die starke Wertentwicklung vieler kroatischer Euro-Gedenkmünzen lässt sich vor allem mit den begrenzten Auflagen begründen: 500 Exemplare des aktuellen PP-Kursmünzensatzes oder nur 5.000 Stück der 2-Euro-Münzen in „Polierte Platte“ – es gibt stets eine höhere Nachfrage im Vergleich zum Angebot der verfügbaren Stücke. Die strategische Entscheidung, Münzen in äußerst limitierten Auflagen zu produzieren, hat im Falle von Kroatien also funktioniert.
Dazu kommt ein weiterer Aspekt: Die mediale Aufmerksamkeit, wenn auch ungewollt – denn die ursprüngliche 1-Euro-Münze zeigte einen Marder, dessen Design auf einem Foto eines schottischen Fotografen basierte. Nach Urheberrechtsbedenken wurde das Design geändert, was internationale Aufmerksamkeit erregte. Auch die Frage, ob Nikola Tesla auf kroatischen Münzen richtig aufgehoben war, sorgte für Schlagzeilen: Die Entscheidung, Tesla auf den Münzen zu ehren, führte zu Diskussionen über seine nationale Zugehörigkeit, was die Sichtbarkeit der kroatischen Münzen weiter erhöhte.
Wie sehen Sie das – ist Kroatien für Sie ein ernstzunehmendes Sammelgebiet oder eher ein kurzfristiger Hype? Und finden Sie die Auflagenpolitik Kroatiens vorbildlich oder eher frustrierend für Sammler? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns!