Auch wenn die Einführung des Euro im Allgemeinen und die Herstellung der Zwei-Euro-Gedenkmünzen aus Bimetall für die meisten Euro-Länder eine echte Neuerung darstellte, wacht die Europäische Kommission weiterhin über die Gestaltung der Münzen und sorgt dafür, dass der Experimentierfreudigkeit der einzelnen Euro-Länder gewisse Grenzen gesetzt werden.
Doch schon 2008 brach das erste Land ein numismatisches Tabu: Frankreich gab insgesamt 5.000 Exemplare seiner Gedenkmünze zur Übernahme der Ratspräsidentschaft mit gelber Farbschicht aus. Die Europäische Kommission stimmte dem Design zähneknirschend zu und stellte klar, dass dies eine einmalige Ausnahme sein würde. Da die Münzen in Blistern ausgegeben wurden, war sichergestellt, dass sie nicht als Zahlungsmittel in Umlauf kommen würden.
Die Kommission hat damals klargestellt, dass Farbe auf den Zwei-Euro-Münzen eigentlich nichts zu suchen hat. Streng genommen verlieren Münzen, die nicht den gemeinsamen Gestaltungsregeln entsprechen und nachträglich verändert werden, ihren Status als Zahlungsmittel.
Einige Euro-Staaten wollten sich die Möglichkeit einer Farbanwendung jedoch nicht nehmen lassen: So produzierten die Niederlande anlässlich ihres 200. Geburtstags insgesamt 1.500 Exemplare der Zwei-Euro-Umlauf-Gedenkmünze mit einem besonderen Effekt: Sie zeigten den orangefarbenen Streifen, der auf der Münze den Umriss des damals frisch inthronisierten Königs Willem-Alexanders bildete.
Die Angelegenheit galt damals als kleiner Skandal, weil die technischen Spezifikationen der EU die Verwendung einer Farbprägung nicht zuließen - denn die Zwei-Euro-Münzen sind im Gegensatz zu den nationalen Gedenkmünzen in der gesamten Eurozone im Umlauf und es könnte zu Irritationen führen, wenn irgendwo in der EU eine solche Farbmünze im Wechselgeld auftauchen würde. Letztlich gab die EU jedoch ihren Widerstand auf und tolerierte weitere Münzausgaben dieser Art, da sie in der Regel nur in geringen Stückzahlen hergestellt und separat verpackt werden - sie sind also de facto nicht als Zahlungsmittel in Gebrauch.
Während auf EU-Ebene die nachträgliche Veredelung von Zwei-Euro-Münzen kritisch gesehen wird, ist die Meinung der meisten Sammler klar: Sie lieben die prächtigen Spezialeffekte und greifen bei Zwei-Euro-Münzen zu, die von professionellen Münzhandelshäusern aufwändig veredelt wurden. Dabei kommen unterschiedliche Techniken zum Einsatz: Mal werden einzelne Bereiche des Münzbildes von Hand gefärbt, mal wird auf die Münze ein feiner Film mit dem Motiv aufgebracht.
Durch die nachträgliche Veredelung werden die Münzen gestalterisch auf eine neue Ebene geholt – so kann beispielsweise der Hintergrund der Münze, der üblicherweise nicht gestaltet wird, thematisch passend gestaltet werden. Zentrale Elemente des Münzbildes können akzentuiert oder sogar völlig neue Themen ergänzt werden. Dank dieser Möglichkeiten hat sich ein ganz neues Sammelgebiet entwickelt, gegen das inzwischen auch immer mehr offizielle Stellen ihren Widerstand aufgeben: Inzwischen stattet sogar die Münze Deutschland einzelne offizielle Gedenkmünzen mit Farbapplikationen aus. Bisher ist diese Technik auf die nationalen Gedenkmünzen beschränkt, doch wer weiß – vielleicht gibt es auch bald wieder offizielle Zwei-Euro-Umlaufgedenkmünzen mit einer Farbveredelung?