Wer auf einer Münzenmesse wie der World Money Fair in Berlin von Stand zu Stand schlendert und die ausgestellte Ware interessiert begutachtet, könnte durchaus folgende Frage hören: Sind Sie Sammler oder Anleger? Und womöglich haben sich die wenigsten Menschen, die heutzutage über eine Münzenmesse gehen, diese Frage einmal ganz bewusst gestellt. Sie sehen sich wohl in erster Linie als Sammler: Doch welchem Münzenfreund ist der Wert seiner Kollektion egal? Selbstverständlich spielt auch die Wertanlage und langfristige Entwicklung des Marktwertes eine Rolle.
Bislang wurde in der Welt der Münzen durchaus deutlich zwischen Sammlern und Anlegern entschieden:
Auf der einen Seite die historisch interessierten Münzliebhaber, die es auf seltene Jahrgänge, eine besonders gute Erhaltung oder eine prächtige Patina abgesehen haben.
Auf der anderen Seite die Anleger, die das meiste Gold oder Silber für ihr Geld bekommen wollen.
Doch ist diese Schwarz-Weiß-Malerei gerechtfertigt? Und bildet sie die Realität, die uns im Jahr 2022 in Berlin, Peking oder New York auf Münzenbörsen begegnet, wirklich ab?
Sammeln und Anlegen müssen keine Gegensätze sein. Im Gegenteil: Im Zuge einer cleveren Anlagestrategie ist ein Mix aus beiden Gebieten optimal. So haben sich beispielsweise vor allem die Silberanlagemünzen als renditeträchtig herausstellt, die in geringer Auflage und mit aufwändigen Prägeeffekten gefertigt wurden. Dies trifft beispielsweise auf die Lunar, Koala und Kookaburra Anlagemünzen aus Australien zu. Sie gehören zwar zum Bullion-Sortiment der Perth Mint, sind jedoch zu modernen Raritäten geworden. Ihre Wertentwicklung liegt deutlich oberhalb vergleichbarer Anlagemünzen aus Silber.
Und nicht nur Anlagemünzen können zu Sammlerstücken werden, auch historische Sammlermünzen sind im Hinblick auf die Rendite in höchstem Maße interessant. Die Münzen, die bei internationalen Auktionen mehr als eine Million US-Dollar erreichen, nehmen von Jahr zu Jahr stark zu. Viele Münzen haben sich in kürzester Zeit im Wert verdoppelt oder verdreifacht. Eine solche Rendite ist mit Gold beim besten Willen nicht vorstellbar. Und bei Sammlermünzen kann der Liebhaberpreis in Regionen vorstoßen, die vorher undenkbar waren.
Es gibt jedoch einige goldene Regeln, die sowohl beim Sammeln als auch beim Anlegen gelten. Grundsätzlich sollten sowohl Investoren als auch Numismatiker auf Klasse anstatt Masse setzen. Das heißt: Lieber etwas Geld ansparen und in eine historische Rarität in Spitzenerhaltung oder besonders geringe Auflage investieren. Natürlich ist es völlig in Ordnung, in eine Münzsammlung das aufzunehmen, was dem Sammler besonders am Herzen liegt, und dazu zählen die meisten Münzliebhaber auch kleine Münzen oder Münzen mit hoher Auflage. Doch bei solchen Stücken ist keine besondere Wertentwicklung zu erwarten.
Ein Produktsegment, dass nach Einschätzung der Münzkurier-Redaktion perspektivisch an Bedeutung gewinnen wird, ist der Bereich der so genannten Premium-Bullion-Münzen. Hierbei handelt es sich um Anlagemünzen, die von vornherein mit äußerst geringer Auflage und numismatischen Spezialeffekten ausgestattet sind, um auch den anspruchsvollen Sammler zu begeistern. Häufig werden solche Münzen mit Motiven aus der Pop-Kultur versehen, um neben Sammlern und Anlegern auch die Fans der jeweiligen Marken anzusprechen. So gibt es beispielsweise eine Münzserie zu Ehren der Simpsons, eine andere Kollektion verewigt ausgewählte Charaktere der Marvel-Comics.