Am 30. März 2023 wurde unsere Freie und Hansestadt Hamburg in den Ausnahmezustand versetzt, denn es stand ein royales Ereignis an: Der frischgebackene König Charles gab sich die Ehre und suchte mit seiner Gattin, Königin Camilla, die schöne Hafenstadt an der Elbe auf.
Für Deutsche war dies die erste Gelegenheit, den neuen König von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Möglicherweise haben auch einige Schaulustige einen Vergleich zwischen der Darstellung des Monarchen auf britischen Münzen und dem leibhaftigen König angestellt. Denn bereits seit einigen Monaten hatte Großbritannien begonnen, das neue Staatsoberhaupt auf Münzen zu prägen.
Als Königin Elizabeth II. am 8. September 2022 verstarb, mussten weite Teile des öffentlichen Lebens in Großbritannien neu geordnet werden. Dazu gehörte auch der Übergang auf den Münzen. Die Queen galt als die meistgeprägte Frau der Welt und war auf so vielen Münzen zu sehen wie keine andere Persönlichkeit der Zeitgeschichte. Sie wurde auf den Umlaufmünzen in Großbritannien gezeigt, zudem wurden zahlreiche Sammlermünzen mit ihrem Abbild geprägt, und natürlich hatte die Queen auch ihren Platz auf den Anlagemünzen aus Großbritannien, Kanada, Australien und vielen anderen Ländern.
Somit wurde der Wechsel auch auf den Münzen zu einem weltweiten Ereignis. Es ist anzunehmen, dass die Royal Mint vorgesorgt hatte, denn nur einen Monat nach dem Ableben der Queen präsentierte sie das erste Bildnis des neuen Herrschers. Auffällig war, dass den Zuschlag ausgerechnet ein Künstler bekommen hatte, der bisher nicht besonders in Erscheinung getreten war. Doch Martin Jennings hat sich einen Namen als Skulpteur und Bildhauer gemacht. Seine natürliche Interpretation des königlichen Kopfes fand breite Akzeptanz.
Die Vorstellung der neuen Münzen aus Großbritannien wurde auch hierzulande von einem breiten Medienecho begleitet. Überregionale Zeitungen sowie Online-Medien bemühten sich, ihren Lesern eine Grundausstattung an numismatischem Wissen mit auf den Weg zu geben. So war beispielsweise zu erfahren, dass König Charles auf den Münzen nicht zufällig nach links blickt – die Richtung wurde bewusst ausgewählt. Denn seine Mutter schaute nach rechts, und der Wechsel der Blickrichtung wird seit Jahrhunderten beibehalten.
Zu einem Politikum wurde unterdessen die Inschrift, die um das Bildnis von Charles herum platziert wurde. Während seine Vorgänger ausnahmslos eine lateinische Übersetzung ihres Namens verwendeten, war auf den britischen Münzen nur „Charles“ und nicht etwa „Carolus“ zu lesen. Der neue König hatte also mit einer Tradition gebrochen, die ebenfalls mehrere Jahrhunderte zurücklag. Übrigens war Königin Elizabeth dieser Tradition ebenfalls treu geblieben, denn ihr englischsprachiger Name war gleichzeitig die lateinische Übersetzung.
Auch wenn König Charles allmählich in den Geldbeuteln der Briten ankommt, werden sie noch viele Jahre haben, um sich von der Jahrhundert-Königin Elizabeth zu verabschieden. Seit 1953 wurde ihr Konterfei mehrmals auf Münzen angepasst, und es gibt insgesamt fünf verschiedene Darstellungen von ihr. Aufmerksame Numismatiker können bei ihrem nächsten London-Urlaub im Geldbeutel sozusagen einen Spiegel des Lebens der Queen auf Münzen finden.
Während die Krönung von König Charles im Mai 2023 ihren feierlichen Höhepunkt erreicht, gibt es in diesem Jahr einige Überraschungen hinsichtlich seiner Darstellung auf Münzen. In einigen Ländern wird diskutiert, ob Charles überhaupt als Staatsoberhaupt auf Münzen abgebildet werden soll. Mehrere Länder haben inzwischen Tatsachen geschaffen und beschlossen, Charles nicht auf ihren zukünftigen Banknoten zu zeigen. In Australien möchten sie stattdessen auf ihre reiche kulturelle Vielfalt hinweisen. Der britische König wird an vielen Orten als Sinnbild des Kolonialismus betrachtet, der überwunden werden sollte.
