In der Welt der Münzen wird es nie langweilig, denn fast täglich kommen neue Motive, Spezialeffekte und Themen auf den Markt. Die Prägestätten in aller Welt lassen sich immer wieder etwas Besonderes auf ihren Gedenkmünzen einfallen – die Umlaufmünzen aus dem Wechselgeld werden dagegen im Normalfall nicht angetastet. Und auch die Geldscheine in Europa und anderen Regionen fallen durch gestalterische Kontinuität auf: Seit dem Jahr 2002 begleiten uns symbolhafte Brücken im täglichen Zahlungsverkehr, und weil die Banknoten zu täglichen Gebrauchsgegenständen geworden sind, sollen sie leicht erkennbar sein und deshalb nicht mit Spezialeffekten von ihrem eigentlichen Zweck ablenken.
Nun könnte jedoch eine Revolution in den Geldbörsen der Europäer bevorstehen: Hinter den Kulissen wird die neue Epoche der Euro-Banknoten vorbereitet. Während die aktuelle Geldschein-Serie seit einigen Jahren ein Facelift erhält, dürfte in wenigen Jahren nichts mehr an die bewährten Brücken-Symbole erinnern: „Nach 20 Jahren ist es an der Zeit, die Gestaltung unserer Banknoten unter die Lupe zu nehmen und sie so zu gestalten, dass sich Europäerinnen und Europäer unabhängig von Alter oder Hintergrund besser mit ihnen identifizieren können“, heißt es in einer Stellungnahme von EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
Die Entscheidung steht also fest: Die Euro-Scheine werden komplett umgestaltet und erstrahlen bald in einem völlig neuen Design – und was künftig an der Supermarktkasse zu sehen sein wird, dürfen die Europäer mitbestimmen. In einer ersten Runde der Bürgerbeteiligung wurden Abbildungen der europäischen Kultur sowie der Natur- und Tierwelt auf ihre Akzeptanz „abgeklopft“. Und diese Themen treffen offenbar auf Gegenliebe: An der Umfrage nahmen 23.000 Menschen teil, von denen 21 Prozent sich für „Europäische Kultur“ aussprachen und „Flüsse: Wasser des Lebens in Europa“ von 18 Prozent sowie „Vögel: frei, widerstandsfähig, inspirierend“ von 17 Prozent der Teilnehmer favorisiert wurden.
Nachdem sich bereits bei einer früheren Umfrage mit mehr als 365.000 Teilnehmern eine Mehrzahl für „Flüsse“ oder „Vögel“ ausgesprochen hatte, wird die EZB diese beiden Fokuspunkte nun zu einem einzigen naturbezogenen Thema zusammenführen. Die Natur wird also schon bald die Architektur als Leitmotiv des Bargeldes ablösen, die seit dem 1. Januar 2002 zum Einsatz kam und zuletzt mit zusätzlichen Sicherheitsmerkmalen und einer leicht veränderten Grafik überarbeitet wurde. Inzwischen sind die Euro-Banknoten für 340 Millionen Menschen ein fester Bestandteil des Alltags und seit diesem Jahr sind sie auch in Kroatien im Einsatz.
Für die Menschen in Europa ändert sich also auf den ersten Blick viel – und doch müssen sie sich nicht darum sorgen, dass ihre Ersparnisse ungültig werden. Die erste Generation der Euro-Banknoten ist weiterhin gültig, auch wenn sie von der zweiten Generation abgelöst wurde und seit Mai 2019 nur noch die neuen Banknoten mit den überarbeiteten Brücken-Motiven gedruckt werden. Wenn die neue Epoche der Euro-Noten anbricht, werden die Notenbanken die „alten“ Scheine in einem langwierigen Prozess aus dem Verkehr ziehen – ungültig werden sie nicht.
Mit Spannung erwarten nun also nicht nur viele Banknoten-Sammler in ganz Europa, sondern auch Bürger ohne Sammelleidenschaft, wie es mit den Geldscheinen weitergeht. Der Plan: Bis Ende 2024 sollen konkrete Motive zu den ausgewählten Themen vorgeschlagen werden. Danach werden analog zur Gestaltung von Münzen mögliche Entwürfe erschaffen, dafür wird ein Designwettbewerb ausgerufen. Insgesamt könnte der Prozess noch zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen, bis die neuen Euro-Scheine produziert werden und im Geldverkehr landen. Und eine Botschaft wird überall in Europa schon jetzt mit Freude aufgenommen: Bargeld hat offenbar eine Zukunft – denn ansonsten würde die EU wohl kaum den Aufwand einer kompletten Neugestaltung der Banknoten betreiben.
Banknoten haben eine lange Tradition als Sammelgebiet: Viele Sammler konzentrieren sich auf Banknoten aus bestimmten Ländern oder Regionen – dies kann aufgrund kultureller, historischer oder persönlicher Interessen geschehen. Daneben sind Geldscheine aus bestimmten historischen Epochen oder Zeiträumen beliebt, beispielsweise Banknoten aus der Zeit der Kolonialisierung, Kriegen oder politischen Umbrüchen. Und zu guter Letzt bevorzugen Sammler vor allem solche Banknoten, die bestimmte Themen oder Motive darstellen – beispielsweise Tiere, berühmte Persönlichkeiten, architektonische Wahrzeichen oder kulturelle Symbole. Somit dürften auch die neuen Euro-Banknoten den Nerv vieler Sammler treffen.
Sind Sie schon genauso gespannt auf die neuen Banknoten-Motive wie wir? Welche Motive würden Sie sich wünschen? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns.
