Wer bei einer Münzauktion die Preise für einen bestimmten Münztyp vergleicht, wird gelegentlich eine kuriose Beobachtung machen: Eine völlig blanke und makellos glänzende Münze erhält ein geringeres Höchstgebot als eine Münze mit einer merkwürdigen Verfärbung. Hat sich dort beim Gebot lediglich jemand vertan? Oder fasziniert das Farbenspiel die aufmerksamen Sammler? Oft ist diese Frage auf den ersten Blick nicht zu klären, denn gerade für Laien ist meist nicht klar, ob es sich bei der Oberflächenveränderung um eine Patina oder schlicht um Dreck handelt. Während der „Edelschmutz“, der von Fachleuten als „Patina“ bezeichnet wird die Münzen aufwerten kann, ist Schmutz für die Oberfläche der kostbaren Raritäten einfach nur schädlich.
Bei einer Patina handelt es sich um einen Effekt, der durch natürliche Oxidation und Verfärbung sowie durch natürlich anfallenden Schmutz und Ablagerungen auf der Oberfläche von Münzen im Laufe der Zeit entstehen kann. Diese Verfärbungen sehen je nach Münzmetall und Umgebungsbedingungen unterschiedlich aus: Bei Kupfermünzen kann sich beispielsweise eine grüne oder braune Patina bilden, während Silbermünzen eher einen grauen oder gelblichen Farbton annehmen können.
Obwohl eine Patina auf Münzen in Ausnahmefällen als unerwünscht angesehen werden kann, wird sie von Sammlern und Numismatikern oft als attraktives Merkmal betrachtet, da sie als Anhaltspunkt für das Alter und die Echtheit der Münze verstanden werden kann. Viele Sammler sind davon überzeugt, dass eine Münze durch eine Patina mehr Charakter und Geschichte ausstrahlt.
Grundsätzlich gilt deshalb: Eine auf natürlichem Wege entstandene Patina kann den Sammlerwert einer Münze in völlig ungeahnte Dimensionen katapultieren. Nicht nur auf dem deutschen Markt, besonders in der internationalen Numismatik sind anspruchsvolle Sammler bereit, ein Vielfaches des eigentlichen Katalogwertes für eine Münze mit einer prächtigen Patina zu bezahlen. Denn das faszinierende Farbenspiel sorgt für eine zusätzliche Ästhetik und macht die Münze zu einem wahren Unikat. Besonders beliebt ist beispielsweise das so genannte „Rainbow Toning“, wenn eine Münze eine bunte und gleichmäßige Färbung entwickelt.
Aus diesem Grund ist es auch ratsam, historische Münzen mit einer Patina nicht nachträglich zu behandeln. Egal ob es sich um eine prächtige Regenbogen-Patina, einen schokoladigen Film auf der Oberfläche oder einen zufällig entstandenen Farbfleck handelt, diese und ähnliche Besonderheiten sollten nicht durch eine Reinigung entfernt werden. Denn im schlimmsten Fall ist nicht nur der zusätzliche Marktwert für die Patina-Bildung futsch, sondern die Münze wird beim Reinigen irreparabel zerstört.
Wenn Sammler ihre Münzen nachträglich behandeln wollen, sollten sie ausschließlich auf spezielles Zubehör zurückgreifen. Eine mechanische Einwirkung, beispielsweise durch Reibung mit einem groben Tuch, ist absolut tabu. Hierdurch würden Haarlinien entstehen, die bei der Bewertung negativ berücksichtigt werden. Beim so genannten „Grading“, also der Einstufung von Münzen durch US-amerikanische Drittunternehmen, wird eine nachträglich behandelte Münze mit einem so genannten „Details“-Grading versehen. Dies gilt bei vielen Profis als „Niete“, von der man die Finger lässt und die nicht sammelwürdig ist.
Im gut sortierten Münzhandel finden Sammler und Anleger dagegen viele passende Hilfsmittel, angefangen bei Handschuhen und einer Pinzette für die behutsame Behandlung der Münze. Außerdem wurden Münzreinigungsbäder für die unterschiedlichen Münzmetalle entwickelt. Hier gilt: Die Münzen nicht zulange eintauchen und niemals Münzen unterschiedlicher Legierungen in ein Bad legen – ansonsten entstehen unerwünsche chemische Reaktionen, die das Münzbild trüben oder gar zerstören können.
