Es kommt selten vor, dass Münzen für Schlagzeilen sorgen. Normalerweise schaffen es Münzen in die Medien, wenn einzelne Raritäten in Auktionen zu Rekordpreisen verkauft werden oder wenn bei Bauarbeiten ein unerwarteter Münzfund bekannt wird. In den letzten Tagen kam es jedoch zu einer „Breaking News“, die es in dieser Form noch nie gab: Die britische „Royal Mint“ und die amerikanische „United States Mint“ haben bekannt gegeben, dass sie ihre beiden Investment-Motive auf einem gemeinsamen Münzmotiv vereinen. Oder mit anderen Worten: Britannia trifft Lady Liberty.
Die Ankündigung hat in den letzten Tagen die Münzenwelt regelrecht elektrisiert – und für so manche Verwunderung gesorgt. Denn eigentlich stehen die Britannia aus Großbritannien und die Lady Liberty auf den American Eagle Anlagemünzen im Wettbewerb. Beide sind dem legendären Krügerrand aus Südafrika auf den Fersen und beide Länder versuchen, ein Stück vom Kuchen des Marktes für Anlagemünzen zu ergattern. Dazu kommt: Beide Prägestätten haben höchst unterschiedliche Traditionen und sind für verschiedene Schwerpunkte in ihrer Produktgestaltung bekannt. Dass sich die königliche Prägestätte des wohl einflussreichsten Monarchen der Welt mit dem Münzproduzenten der wichtigsten Wirtschaftsmacht der Welt zusammentut, ist definitiv eine Schlagzeile wert.
Während die erste gemeinsame Anlagemünze zweier Staaten geprägt wird, stehen bereits jetzt die beiden Investment-Motive im Rampenlicht, die schon bald in Gold und Silber zusammenkommen werden: Der American Eagle hat im Jahr 1986 damit begonnen, den Anlagemarkt aufzumischen, und die Britannia kam ein Jahr später in Gold auf den Markt. Beide zählen zur zweiten Generation der Investment-Prägungen, die in den späten siebziger und danach in den achtziger Jahren entwickelt wurden, um dem legendären Krügerrand aus Südafrika die Pole Position auf dem Anlagemünzenmarkt streitig zu machen.
Beide Motive eint ihre lange Geschichte auf Münzen: Die Britannia war bereits in römischen Zeiten auf Zahlungsmitteln zu sehen und galt früh als weiblicher Genus für die Nation Britannien. Sie steht für die Wehrhaftigkeit der einstigen Weltmacht einerseits, aber auch für ihr Streben nach Frieden und Handel. Die Lady Liberty erschien bereits kurz nach der Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika auf Münzen, sie gilt als eine der wichtigsten und bekanntesten Münzmotive der Menschheitsgeschichte. In den vergangenen Jahrhunderten erschien sie in mehreren Inkarnationen auf amerikanischen Münzen, beispielsweise in Form der „Draped Bust Liberty“ mit üppigem Dekolleté.
Auf Anlagemünzen ist die Geschichte beider Motive dagegen vergleichsweise überschaubar, doch die Einführung der Anlagemünzen fällt in dieselbe Epoche: Ab dem Jahr 1967 hatte der Krügerrand aus Südafrika das Investment in Edelmetalle revolutioniert. Erstmals gab es einen Münztyp, der nicht in erster Linie als Zahlungsmittel entwickelt wurde, sondern als Handelsgut zum Investment in Gold. Die Südafrikaner waren mit ihrem Krügerrand noch zu Zeiten des Bretton-Woods-Systems ziemlich früh dran, erst in den siebziger Jahren wurde der Handel mit Gold normalisiert – und es zeigte sich, dass die Idee aus Südafrika goldrichtig war. Die Prägestätten in aller Welt begannen, eigene Krügerrand-Alternativen zu entwickeln. Und nachdem Kanada im Jahr 1979 mit dem Maple Leaf vorgelegt hatte, ging es Mitte der Achtziger Jahre richtig los.
Es gibt eine weitere Parallele zwischen der Britannia und der Lady Liberty: Beide Münzen lösten als moderne Anlagemünzen jeweilige Vorgänger aus ihren Herkunftsländern ab, die zuvor von Gold-Anlegern genutzt wurden. In Großbritannien war der Sovereign seit 1489 die vorherrschende Goldhandelsmünze, in den Vereinigten Staaten wurde der Double Eagle als wichtigstes Zahlungsmittel in Gold eingesetzt. Während der Sovereign den Heiligen Georg im Kampf mit dem Drachen zeigte, war auf den Double Eagles bereits die Lady Liberty zu sehen. Beide Münztypen wurden hunderte Millionen Mal geprägt und waren in der ganzen Welt im grenzüberschreitenden Handel im Einsatz – der Nennwert in Dollar oder Pfund war zweitrangig, denn der Goldgehalt sorgte für internationale Anerkennung.
Nun machen diese beiden Ikonen der Münzwelt also gemeinsame Sache – und gleichzeitig Werbung in eigener Sache: Sowohl die Britannia als auch die Lady Liberty zählen zu den beliebtesten und schönsten Anlagemünzen der Welt. Und beide wurden in den letzten Jahren im Hinblick auf ihre Gestaltung überarbeitet: Während der American Eagle komplett neu gestaltet wurde, erhielt die Britannia zahlreiche Sicherheitsmerkmale und darf sich seitdem als sicherste Bullionmünze der Welt bezeichnen. Sie stand zudem in den letzten Jahren verstärkt im Mittelpunkt, nachdem durch den Thronwechsel in Großbritannien gleich drei verschiedene Varianten des Jahrgangs 2023 erschienen waren – ein Leckerbissen für Sammler. Das Gleiche gilt für die Gemeinschaftsausgabe von Großbritannien und den Vereinigten Staaten – und für die jeweiligen Investment-Legenden, die auf eine lange Geschichte und Tradition zurückblicken.
Welche Anlagemünzen bevorzugen Sie? Und was halten Sie von der geplanten Gemeinschaftsausgabe der Royal Mint und der United States Mint? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns! Und um immer auf dem Laufenden zu bleiben und die neuesten und interessantesten News zu erhalten, werden Sie kostenlos Mitglied in unserem Emporium Collectors Club.
