Ein echter Wilhelm II. oder doch lieber ein Eisvogel? Eine stattliche Galeere oder eine Oboe? Oder ganz einfach ein schlichter Bundesadler? Die aufregende Welt der Numismatik ist voller spannender Themen und Neulinge haben die Qual der Wahl, wenn sie den Grundstein für ihre eigene Münzensammlung legen.
Wer an Münzen denkt, hat wohl zu allererst Herrscherbildnisse vor Augen. Die stolzen Darstellungen von gekrönten Häuptern haben eine lange Tradition - und bereits vor vielen Jahrtausenden waren Münzen auch eine Form des Marketings. Könige und Kaiser nutzten die Münzprägung, um ihr Konterfei und ihre Themen unters Volk zu bringen. So kann man Münzen durchaus als ein frühes Massenmedium bezeichnen. Und viele Herrscher wie beispielsweise die österreichische Erzherzogin Maria Theresia gaben neben offiziellen Münzen auch zahlreiche Medaillen heraus, mit denen sie wichtige Ereignisse würdigten und Günstlinge belohnten.
Im deutschen Sprachraum sind vor allem die Münzen aus Gold und Silber aus dem Deutschen Kaiserreich beliebt. Denn nach der Gründung des Reiches im Jahr 1871 durften die einzelnen Provinzherrscher eigene Münzen herausgeben. Diese hatten eine gemeinsame Wertseite, auf der Bildseite durfte jedoch das Bildnis des Monarchen gezeigt werden. Zudem gab es in der Spätphase des Deutschen Reiches auch die Möglichkeit, Sondermünzen zu besonderen Ereignissen herauszugeben. Und neben den deutschen Kaisern, also Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II., gibt es bei den Kaiserreichmünzen zahlreiche unbekannte, aber durchaus spannende Zeitgenossen zu entdecken.
Neben Menschen sind wohl mindestens genauso viele Tiere auf Münzen zu finden. Insbesondere mit dem Aufkommen des modernen Edelmetall-Investments hat wohl fast jeder Goldbesitzer mindestens einen Springbock im Tresor liegen, denn dies ist das Erkennungszeichen des Krügerrand aus Südafrika. Auf den US-amerikanischen Münzen ist seit mehreren Jahrhunderten der Weißkopfseeadler als Wappentier der Vereinigten Staaten zu sehen, Australien hat auf seinen Silbermünzen zahlreiche exotische Vertreter der heimischen Fauna verewigt. Neben dem Koala und dem Kookaburra gibt es inzwischen weitere Anlagemünzen mit Tiermotiven aus Australien.
Besonders beliebt sind bei Anlegern und Sammlern daneben auch Münzen, die jegliche Form von Gefährten zeigen. Autos und Eisenbahnen sowie Flugzeuge und Schiffe sind in Form von Münzen zu bekommen und nicht nur für technikbegeisterte ein Highlight, sie dokumentieren auch den Fortschritt der Mobilität. Insbesondere Motive aus der Seefahrt haben seit vielen Jahrzehnten eine eingefleischte Sammlergemeinde und während viele andere Sammelgebiete in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren haben, ist die Nachfrage nach Münzen mit Schiffsmotiven konstant auf hohem Niveau.
Als vergleichsweise junger Trend ist das Sammelgebiet der Comicmotive einzuschätzen. So haben viele Prägestätten eine Partnerschaft mit Lizenzgebern aus der Welt der Pop-Kultur geschlossen und sich die Möglichkeit gesichert, die beliebten Figuren aus Filmen oder Büchern für eine Münzausgabe zu sichern. Das beste Beispiel hierfür ist wohl die Serie zu Ehren der Zeichentrickserie „The Simpsons“, die von der australischen Perth Mint unter der Flagge von Tuvalu in Gold und Silber herausgegeben wird. Diese Münzen haben inzwischen ein vielfaches ihres ursprünglichen Ausgabewertes erreicht.
Welche Motive sind ebenfalls interessant?
Neben diesen großen Sammelgebieten gibt es noch zahlreiche kleinere Themen, die in unregelmäßigen Abständen auf Münzen verewigt werden. Hierzu zählen beispielsweise Musikinstrumente. Seit der Veröffentlichung der „Wiener Philharmoniker“-Anlagemünze sind die Instrumente des gleichnamigen Orchesters in aller Welt bekannt. Und die Bundesrepublik Deutschland hat in den vergangenen Jahren auf Goldmünzen mehrere Orchesterinstrumente gezeigt.
Wer die ersten Schritte in die faszinierende Welt des Münzensammelns macht, sollte sich zuerst einen Überblick über die beliebten Sammelgebiete verschaffen. Aktuell stehen neben jeglichen Herrschermotiven vor allem die Zwei-Euro-Gedenkmünzen aus dem gesamten Euroraum im Mittelpunkt des Sammler-Interesses. Diese zeigen eine breite Vielfalt an Themen und Motiven und sind gerade deshalb interessant, weil man sich mit einer entsprechenden Sammlung noch unbekannte Flecken der europäischen Geschichte und Kultur erschließen kann.
Zudem gelten Münzen aus Gold und Silber als Dauerbrenner, denn unabhängig von dem Sammlerwert sind diese Münzen durch den reinen Metallpreis abgesichert. Aus diesem Grund werden auch heute noch einige Münztypen, die eigentlich für Sammler nicht mehr interessant sind, am Markt gehandelt – beispielsweise die Silbermünzen aus der Bundesrepublik Deutschland in Mark-Währung.
