Urlaubszeit ist Reisezeit – und viele Münzensammler sowie Händler aus aller Welt hatten in dieser Woche ein besonderes Ziel: Die Stadt Rosemont vor den Toren von Chicago in den Vereinigten Staaten, günstig gelegen direkt neben dem Flughafen O’Hare war erneut Schauplatz für die ANA World's Fair of Money. Sie ist eine der größten und renommiertesten Münzenbörsen weltweit. Anders als die World Money Fair in Berlin wechselt das amerikanische Pendant jedes Jahr den Austragungsort, Rosemont zählt jedoch zu den beliebtesten und häufigsten Locations für die ANA-Börse. Jedes Jahr zieht sie Tausende von Sammlern, Händlern und Interessierten aus der ganzen Welt an.
Im Vergleich zur World Money Fair in Berlin, die vielen Sammlern hierzulande wohlbekannt ist, gibt es viele Unterschiede. So können die Besucher der ANA seltene Münzen und numismatische Schätze in Ausstellungen sehen, die eigens für die Messe gestaltet wurden. Ein Highlight ist das Money Museum Showcase, das einige der schönsten und wertvollsten Münzen und Papiergeld aus der Sammlung des ANA Money Museums zeigt. Diese Ausstellung bietet seltene und historische Stücke, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind – darunter beispielsweise ein Saint-Gaudens Doppeladler aus dem Jahr 1910 mit einer unüblich gestalteten Oberfläche. Die Münze wird von Forschern als „eine der wichtigsten Entdeckungen der amerikanischen Numismatik des 20. Jahrhunderts“ beschrieben. Ihre Oberfläche ist heller und reflektierender als satinierte Proofs und glänzender als matte Proofs dieser Zeit.
Ein weiteres Highlight ist die Ausstellung der „Tyrants of the Nile“. Diese Sammlung, die auf 5 Millionen Dollar geschätzt wird, zeigt eine umfassende Zeitleiste der ägyptischen Geschichte durch Münzen, darunter das älteste in Ägypten geprägte Geldstück und eine seltene 500-Piastres-Goldmünze aus dem Jahr 1938. Ein weiterer Anziehungspunkt der diesjährigen Messe war der 1794 Flowing Hair Dollar, der als die erste von der US-Münzstätte geprägte Silbermünze gilt. Diese Münze, die für 12 Millionen Dollar gekauft wurde und auf 15 Millionen Dollar versichert ist, wird zum letzten Mal öffentlich gezeigt, bevor sie in eine private Sammlung übergeht.
Sammler haben zudem die Möglichkeit, ihre eigenen Sammlungen in einem speziellen Ausstellungsbereich der Messe zu präsentieren. In diesem Jahr stehen besonders der „Dexter Dollar“ und die Dollar-Münzen aus dem Jahr 1804 im Mittelpunkt, die faszinierende Geschichten und historische Einblicke bieten. Ohnehin hat die ANA-Veranstaltung einen starken Fokus auf Wissensvermittlung und bietet zahlreiche Lernmöglichkeiten. Besucher können an Vorträgen und Präsentationen von renommierten Numismatikern teilnehmen – in diesem Jahr standen auch mehrere deutsche Themen auf der Agenda, beispielsweise zu Inflationsgeld aus den 1920er Jahren. Das Programm „Money Talks“ ermöglicht es Sammlern und Experten, ihre Leidenschaft und ihr neuestes Wissen mit einem breiten Publikum zu teilen.
Zudem bemüht sich die ANA stark um den numismatischen Nachwuchs: Für Kinder gibt es bei „Ernie’s Treasure Treehouse“ zahlreiche Aktivitäten, um das Interesse an der Numismatik zu wecken. Sie können Spiele spielen und „Hoot Loot“ verdienen, um damit numismatische Gegenstände zu kaufen. Außerdem sind auch in diesem Jahr wieder die „Pagen“ dabei, also junge Freiwillige, die gegen ein Taschengeld unterstützende Tätigkeiten auf der Messe ausführen und dabei erste Kontakte in die Münzenbranche knüpfen können.
Wie bereits in den Vorjahren nahm auch 2024 der Fokus auf Edelmetall-Investment auf der ANA World’s Fair of Money stark zu. Bei vielen Händlern ist „Generic Gold“ zu bekommen, also historische Goldmünzen in hoher Auflage nah am Goldpreis. Für deutsche Besucher zuerst ungewohnt ist die Preisangabe auf der Messe -- Investment-Münzen werden meist nicht mit einem Endpreis versehen, sondern mit einem Prozent-Wert „over spot“. So wissen Interessenten sofort, wie nah das Produkt am Goldpreis kalkuliert ist und beim Kauf wird der aktuelle Goldpreis zugrunde gelegt.
Fest zur ANA World’s Fair of Money gehört auch der Messestand von Emporium aus Hamburg. Das Team um Chef-Numismatiker Dr. Josef Fischer reist jedes Jahr zur ANA-Show und präsentiert eine Auswahl an deutschen Münzen und Schätzen aus aller Welt. Und es zeigt sich wieder einmal, dass viele US-Münzensammler ein Faible für deutsche Münzen haben. Insbesondere Kaiserreich-Silber und Taler standen im Fokus der Numismatiker.
Allerdings machen amerikanische Münzen, allen voran die Morgan Dollar und Peace Dollar Silbermünzen, einen großen Anteil der Messe aus. Besonderes Highlight in diesem Jahr: Die Münzen, die von der United States Mint gemeinsam mit der Royal Mint geprägt wurden und auf den 250. Geburtstag der Vereinigten Staaten im Jahr 2026 hinweisen – dass es die zwei legendären Münzikonen, die Lady Liberty und die Britannia, jemals auf einer Münze gemeinsam geben würde, hätte wohl niemand erwartet. Doch nun feiern die Amerikaner und die Briten bereits zwei Jahre vorher – und die ganze Welt ist eingeladen.
Haben Sie schon einmal die ANA World’s Fair of Money besucht oder planen Sie, es in Zukunft zu tun? Welche Exponate haben Sie am meisten fasziniert? Und wie wichtig ist Ihnen der Bildungsaspekt bei Münzenbörsen? Teilen Sie Ihre Meinung gerne in den Kommentaren mit uns.
