Monaco ist unter Euro-Sammlern berühmt für seine limitierten Gedenkprägungen. Alljährlich gibt das Musée des Timbres et des Monnaies (das fürstliche Briefmarken- und Münzmuseum) eine 2-Euro-Gedenkmünze in Spiegelglanz (Polierte Platte) heraus – mit einer Auflage von nur 15.000 Exemplaren. Dieses Kontingent gilt seit Jahren als knapp bemessen, was bei Sammlern europaweit einen regelrechten Wettlauf um die begehrten Stücke auslöst.
Der Verkaufsstart im Juni ist längst zu einem Ritual geworden: Wer sich pünktlich um 10 Uhr einloggt und die Warteschlange übersteht, kann mit etwas Glück eine Münze erwerben. Danach kehrt für fast ein Jahr Ruhe ein, bis die nächste Prägung angekündigt wird.
2025 dürfte für Sammler jedoch einen Wendepunkt darstellen. Hintergrund ist ein Leitungswechsel im Musée des Timbres et des Monnaies. Nach unbestätigten, aber gut informierten Berichten plant das Museum künftig eine strategische Ausweitung der numismatischen Aktivitäten: Statt nur einer 2-Euro-Gedenkmünze sollen künftig zwei verschiedene Motive pro Jahr erscheinen. Zusätzlich wird ein neuer Kursmünzensatz vorbereitet. Dieser soll ein aktualisiertes Portrait von Fürst Albert II. enthalten, was den Satz für Komplettsammler zusätzlich interessant macht.
Ein weiteres Projekt für 2025 ist inzwischen offiziell bestätigt: Monaco plant eine mehrjährige Serie von Gedenkmünzen, die sich den historischen Lehen (fiefs) des Fürstentums widmet. Lehen waren im Mittelalter und der frühen Neuzeit Herrschaftsgebiete, die dem Fürstenhaus unterstanden, aber oft über größere Entfernungen hinweg lagen. Solche Lehen wurden entweder durch Erbverbindungen, Belehnungen oder Erwerb dem Fürstentum zugeschlagen. Das Ziel der neuen Serie ist es, die territoriale Geschichte Monacos bekannt zu machen, die weit über die heutigen Landesgrenzen hinausreichte.
Das erste Motiv der neuen Serie wird sich 2025 dem Lehen von Carlades widmen. Dabei handelt es sich um ein historisches Gebiet in der Auvergne im südlichen Zentralmassiv Frankreichs. Es kam im 17. Jahrhundert durch eine Heirat in den Besitz des Hauses Grimaldi: 1643 erhielt Honoré II., Fürst von Monaco, vom französischen König Ludwig XIII. den Titel Graf von Carladès verliehen. Dieses Lehen war nicht nur eine formale Würde, sondern auch mit Einkünften und symbolischer Herrschaft verbunden. Noch heute tragen die Fürsten von Monaco den Titel Comte de Carladès (Graf von Carladès) als Teil ihrer offiziellen Titulatur. Derzeit führt also Fürst Albert II. den Titel, er heißt „Son Altesse Sérénissime le Prince Souverain de Monaco, Comte de Carladès, Marquis des Baux, etc.“
Das Lehen von Carladès liegt um den Ort Vic-sur-Cère im Département Cantal und spielte in der französischen Adelsgeschichte eine Rolle als Standesherrschaft unter der Oberhoheit der französischen Krone. Neben Carlades existieren noch weitere alte Lehen, die in den kommenden Jahren vermutlich ebenfalls auf Münzen dargestellt werden könnten. Als nächstes Thema in der neuen Münzserie aus Monaco wird gerüchtehalber das Lehen von Baux (Baux-de-Provence) genannt – ein weiteres Gebiet, mit dem das Haus Grimaldi titulär verbunden ist. Welche Lehen konkret gewürdigt werden, ist bislang nicht bekannt.
Die Lehen wie Carlades oder Baux sind aus heutiger Sicht keine Herrschaftsgebiete Monacos mehr. Sie haben aber mehrere kulturelle und symbolische Bedeutungen, die bis in die Gegenwart reichen – insbesondere tragen sie zur Legitimation der Dynastie der Grimaldi bei. Das Herrscherhaus, das Monaco seit dem 13. Jahrhundert regiert, hat seine adlige Würde durch den Erwerb und Besitz solcher Lehen gestärkt. Im Ancien Régime war es zudem für kleine Fürstentümer enorm wichtig, dass sie durch Lehen und Titel in den europäischen Hochadel eingebunden waren. Besonders die Verbindung zu Frankreich war entscheidend, um die politische Unabhängigkeit zu behaupten. Bis heute führen die Fürsten von Monaco deshalb in ihrer vollen Titulatur Bezeichnungen wie Comte de Carladès oder Seigneur de Baux, um diese historischen Rechte und Würden zu unterstreichen.
Das „Musée des Timbres et des Monnaies“ hat dieses Thema wohl auch deshalb ausgewählt, um die Identitätsstiftung und das Geschichtsbewusstsein der Monegassen zu schärfen und stärker in die Öffentlichkeit zu tragen: Gerade in einem sehr kleinen Staat wie Monaco spielen Tradition und Geschichtsbewusstsein eine zentrale Rolle für die nationale Identität. Die Erinnerung an die Lehen betont, dass Monaco in früheren Jahrhunderten deutlich stärker in den europäischen Adel und Territorialbesitz eingebunden war. Die Lehen sind Teil der historischen Narrative, mit denen Monaco seine kulturelle Eigenständigkeit gegenüber Frankreich und Italien behauptet. Im Unterricht, in Museen und bei offiziellen Anlässen wird diese Geschichte bis heute gepflegt.
Die erste Ausgabe der Serie macht deutlich, dass die historischen Lehen von Monaco auch aus einem anderen Grund geeignet sind: Viele Lehen, darunter Carladès und Baux, sind mit bedeutenden Kunstschätzen, Burgen, Schlössern oder historischen Dokumenten verbunden, die sich gut auf Münzen darstellen lassen. Die Fürstenfamilie hat jahrhundertelang Kunstwerke, Urkunden und Archive zu diesen Besitzungen gesammelt, die als Gestaltungselemente auf Münzen geeignet sind oder als Vorlage für die Entwürfe dienen können.
Was halten Sie von der neuen 2-Euro-Serie Monacos zu den historischen Lehen des Fürstentums - reizt Sie eher die numismatische Seltenheit oder das geschichtliche Motiv?