Im Jahr 1917 hatten die meisten Menschen wohl kein Interesse an neuen Sammlermünzen, sondern ganz andere Sorgen durch das Elend des Ersten Weltkriegs. Trotz der Materialknappheit der Kriegsjahre ließ es sich das Königreich Sachsen nicht nehmen, eine Drei-Mark-Gedenkmünze zu Ehren des 400-jährigen Reformationsjubiläums zu prägen. Durch die Not der Kriegszeit wurde jedoch nur eine Menge von 100 Stück genehmigt, von denen 30 an einen Minister als Gehalt ausgezahlt wurden und ein Großteil in Folge der Revolution von 1918 eingeschmolzen wurde. Die Folge: Die Reformationsgedenkmünze mit dem Bildnis von Friedrich dem Weisen ist die wertvollste Münze des Kaiserreichs, sie wird heute auf rund 150.000 Euro taxiert.
Nun werden sich normalsterbliche Sammler diese Rarität nicht leisten können, zumal sie in den vergangenen Jahrzehnten nur ein paar Mal in Auktionen angeboten wurde. Doch das Sammelgebiet der Silbermünzen aus dem Kaiserreich ist bis heute ein Klassiker innerhalb der Numismatik und es zählt zu den beliebtesten Bereichen des Münzensammelns. Anders als viele andere deutsche Sammelgebiete stehen Kaiserreichmünzen weiterhin hoch im Kurs und in den vergangenen Jahren ist sogar eine weiterhin steigende Tendenz zu beobachten - vor allem für Münzen in besserer Erhaltung.
Besonders reizvoll ist das Kaiserreich in Silber, weil dieses Sammelgebiet für jeden Geschmack und Geldbeutel eine passende Prägung bereithält. Die Bandbreite beginnt bei den Silbermünzen zu zwei, drei und fünf Mark aus Preußen, dem größten Teilstaat des Deutschen Reichs. Sie sind Umlauferhaltung zum Silberpreis mit einem leichten Aufschlag zu haben. Etwas teurer werden die Münzen aus den sonstigen Königreichen, also Sachsen, Württemberg und Bayern. Je kleiner das Territorium wird, desto seltener sind auch die Prägungen - man denke nur an Zwergstaaten wie Schaumburg-Lippe oder Waldeck-Pyrmont.
Mit der Einführung der Mark als gemeinsamer Währung der Menschen im Kaiserreich erlebten die Menschen damals etwas, was wir bis heute kennen: Im Geldbeutel sind Symbole aus anderen Ländern zu finden. So wie heute die phantasievollen Prägungen aus anderen Euro-Ländern, waren im Kaiserreich die Münzen der einzelnen Fürstentümer in allen Ecken des Landes im Umlauf - es war aber ziemlich unwahrscheinlich, dass eine Münze aus einem kleinen Bundesstaat lange im Umlauf blieb. Denn schon damals gab es Münzensammler, die es auf Prägungen aus Lübeck, Sachsen-Coburg-Gotha oder Schwarzburg-Sondershausen abgesehen hatten.
Im Kaiserreich waren neben den Kleinmünzen aus Silber zu einer halben und einer Mark auch Silbermünzen im Umlauf, die entweder das Bildnis des regierenden Monarchen oder im Falle der Hansestädte das Wappen zeigten. Diese Münzen tragen Nennwerte zu zwei, drei und fünf Mark. Kam es zu einem Herrscherwechsel, wurden auch die Münzen neu gestaltet - so sind beispielsweise auf den Silbermünzen aus Preußen drei Kaiser und Könige zu sehen und im Jahr 1888 gibt es sogar Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. nacheinander in einem Jahrgang.
Beim Aufbau einer Kaiserreich-Sammlung gilt die altbekannte numismatische Grundregel „Klasse statt Masse“ - während Münzen in Umlauferhaltung inzwischen zum Silberpreis zu bekommen sind, explodieren die Preise für besser erhaltene Exemplare seit Jahren. Große Nachfrage kommt auch weiterhin vom internationalen Münzenmarkt, wo viele Sammler mit deutschen Wurzeln beispielsweise in den USA sitzen und ihre Kollektion vervollständigen möchten. Anleger und Sammler sollten deshalb lieber etwas mehr Geld in die Hand nehmen und sich eine besondere Rarität sichern, denn für solche Schätze sind auch künftig andere Sammler bereit, einen Liebhaberpreis zu zahlen.
Wer jetzt eine Kaiserreich-Sammlung aufbauen möchte, wird bei der Suche nach einem passenden Einstieg schnell fündig: Da es aus allen Ecken der heutigen Bundesrepublik auch ein vergleichbares Territorium gibt, ist ein geographischer Bezug für die meisten Kaiserreich-Liebhaber ein willkommener Anknüpfungspunkt für den ersten Münzenkauf.