Warum kostet eine Feinunze Silber rund 25 Euro, wenn darauf ein Ahornblatt aus Kanada oder ein Springbock aus Südafrika zu sehen ist, während für die gleiche Menge Silber mit anderen Motiven oder aus anderen Ausgabeländern 150 Euro berechnet werden? Sowohl für Münzensammler als auch für Investoren ist es eine besondere Freude, Münzen zu finden, deren Wert im Laufe der Zeit steigt.
Doch woran erkennt man numismatische Renditebringer?
Grundsätzlich gilt: Die Wertentwicklung einer Münze ist grundsätzlich von zwei Faktoren abhängig, nämlich vom Metallwert und vom Sammlerwert. Beide Faktoren sind ständigen Schwankungen unterworfen, sodass die Preise in Münzkatalogen stets als Richtwerte zu verstehen sind und von der Realität abweichen können. Sie geben aber eine generelle Richtung vor.
Ausgabeland: Nicht alle Münzen werden zu Raritäten
Um die Chancen bestmöglich einschätzen zu können, die eine Sammlermünze im Hinblick auf ihre Wertsteigerung hat, sind zahlreiche Aspekte zu berücksichtigen. Zuerst lohnt ein Blick auf das Ausgabeland: Handelt es sich um ein weitverbreitetes Sammelgebiet mit einer großen Fangemeinde, ist die Wahrscheinlichkeit groß, eines Tages auch einen oder mehrere Käufer für die Münze zu finden. Zu den weltweiten Klassikern zählen die USA, China und Großbritannien, für diese Sammelgebiete gibt es mehrere Millionen Sammler weltweit. In Europa sind vor allem die Münzen aus Deutschland, Frankreich und Österreich begehrt. Allerdings soll diese Aufzählung nicht bedeuten, dass es für Münzen aus anderen Ländern keinen Bedarf gibt. Allerdings brauchen Sammler und Anleger meist einen längeren Atem, wenn sie exotische Münzen gewinnbringend verkaufen möchten.
Auflage: Zahlen im Kontext verstehen
Neben dem Ausgabeland ist ein Blick auf die geprägte Auflage unerlässlich. Grundsätzlich gilt: Je weniger Münzen geprägt werden, desto wertvoller können sie sein. Allerdings sind die Zahlen durchaus mit Vorsicht zu genießen und stets im Verhältnis zur Größe des Sammelgebietes und des dazugehörigen Sammlermarktes zu setzen. So gibt es äußerst viele Prägungen aus exotischen Ländern, die mit einer Auflage von nur 99 Stück oder weniger beworben werden. Diese Münzen sind also eigentlich extrem selten, doch wenn es niemanden auf der Welt gibt, der diese Münzen kaufen will, ist auch eine Auflage von 99 Stück zu hoch. Hilfreich ist es bei einer Neuausgabe, die Auflage mit den Prägezahlen vergangener Jahrgänge zu vergleichen. So lässt sich herausfinden, ob es sich für dieses Sammelgebietes verhältnismäßig um eine Rarität handelt.
Themen: Herrscher, Tiere, Schiffsmotive
Neben diesen beiden Aspekten ist es zudem empfehlenswert, sehr sorgfältig bei der Auswahl der Themen auf potentiellen Münzraritäten vorzugehen. Es wird täglich eine Vielzahl neuer Gedenkmünzen zu allen erdenklichem Themen herausgegeben. Und viele Sammelgebiete aus früheren Jahrzehnten sind heute nicht mehr gefragt. Es gibt jedoch einige Klassiker, die sich konstant großer Beliebtheit erfreuen. Dies sind beispielsweise Herrscherdarstellungen, Tiere oder Schiffsmotive. Solche etablierten Sammlergebiete sind nur in überschaubaren Maße stärkeren Schwankungen bei der Wertentwicklung ausgesetzt.
Erhaltung: „Sehr schön“ ist nicht immer ein Kompliment
Bei Sammlermünzen spielt die Erhaltung der Prägung eine entscheidende Rolle für die Wertentwicklung. Grundsätzlich wird im deutschsprachigen Raum zwischen den drei Erhaltungsgraden „sehr schön“, „vorzüglich“ und „Stempelglanz“ unterschieden. Und eine Münze kann in besserer Erhaltung durchaus ein Vielfaches des Preises für eine Standardmünze in „sehr schöner“ Qualität erreichen. Insbesondere zu Investment-Zwecken gilt der Grundsatz: Auf Klasse statt Masse setzen. Das heißt: Das Geld möglichst nicht in viele preiswerte Münzen investieren, sondern lieber sparen und eine Rarität in bestmöglicher Erhaltung kaufen.
Metallpreis: Eine doppelte Wertversicherung für Sammlermünzen
Während diese vier Aspekte als wichtigste Einflussfaktoren auf den Sammlerwert sind, spielt auch der reine Metallpreis einer Münze eine Rolle. Wenn eine ursprünglich als Sammlerprodukt konzipierte Münze in numismatischer Hinsicht nicht interessant ist, kann es sogar sein, dass für die Münze ausschließlich der Metallwert bezahlt wird. Und die Wertentwicklung der Sammlermünzen in den vergangenen Jahren hat gezeigt, dass diejenigen Sammler auf der Gewinnerseite standen, die Sammlermünzen mit einem Edelmetallgehalt gekauft haben. Denn sie profitieren von einer doppelten Wertversicherung. So kommt es durchaus häufig vor, dass Sammlermünzen im Wert steigen, während der Metallpreis sinkt. Und ebenso ist es denkbar, dass eine Münze, die für Sammler eigentlich nicht interessant ist, durch ihren hohen Anteil an Gold oder Silber einen großen Wertzuwachs erfährt.
Die sorgfältige Auswahl von Münzen für die eigene Sammlung oder das Investment-Portfolio, in den Vereinigten Staaten von Amerika auch liebevoll als „cherrypicking“ bezeichnet, ist für die Renditeentwicklung einer Münze von höchster Bedeutung. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Sammelgebiete, die einst sehr beliebt waren, stark unter Druck geraten können. Wenn beispielsweise durch den demographischen Wandel viele Sammler versterben, aber wenige neue Interessenten für ein bestimmtes Sammelgebiet auf den Markt kommen, kann dies nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage nur zu sinkenden Preisen führen. Dies war in den letzten Jahren beispielsweise bei deutschen Münzen aus der Zeit der Deutschen Mark der Fall. Währenddessen stehen derzeit vor allem Lizenzprägungen von Motiven aus der Pop- und Comic-Kultur hoch im Kurs, beispielsweise die Simpsons-Anlagemünzen aus der Perth Mint in Australien.